Mittwoch, 2. Februar 2011

R.I.P., Kenneth Grant

Und wieder ist einer der Helden unserer Jugend von uns gegangen.

via Starfire Publishing:
Kenneth Grant died on 15th January 2011 after a period of illness. Our condolences go first and foremost to his family, whose privacy is something which we all wish to respect at this difficult time.

Aber ist 'Held' das richtige Wort? Warum sollte uns das Ableben dieses zugegebenermassen doch eher esoterischen Autoren interessieren, von dem die meisten noch nie etwas gehört haben? Schauen wir in die Bibliographie von Mr. Grant, so ist diese karg, sinnverwirrend und voll absurden, phantasmagorischen Titeln: "The Nightside of Eden", "Beyond the Mauve Zone", "Hecate's Fountain" etc. Seine Prosa ist dicht, aber streckenweise unverständlich, selbst wenn sie sich nicht mit schwer wichtigen magischen Paradigmata befasst: Bereits Alan Moore hat darauf hingewiesen, dass es bei Grants Büchern nicht unbedingt um den Sinngehalt gehen mag, sondern um die düsterliche Wortmagie des Schreibers, der bei einem guten Schluck Whisky neue Dimensionen kreierte. Meeting God in exciting new ways, sozusagen. Und warum nicht in der Malvenfarbigen Zone, oder den Tunneln des Seth?

Warum nicht mal ein wenig esoterischer Voodoo der besonderen Art, oder lykanthropische Kablabla? Auf eine männliche Art, natürlich, Mr. Grant war nicht so für Uranus als höchstes Geheimnis seines Orientalischen Templer-Ordens. Happiness is a warm cunt... Grant war auch der erste, der Lovecraft als Propheten oder visionären Oneiromanten darstellte. Und Generationen aufstrebender pickelgesichtiger Magusse zogen los, die Originalausgabe des Necronomicons zu erstehen. Ja, Mann! Was meinste, wie ich geguckt hab, als im Headshop umme Ecke ein schwarzes Buch mit eben diesem Titel auftauchte... Und wahrscheinlich hätte sich nie jemand für die Werke von Austin Osman Spare interessiert, wenn Mr. Grant seine Vision nicht gepusht hätte. Zos Kia, irgendjemand da draußen?

Man mag vielleicht erahnen, dass diese Art von Neo-Gnostizismus, gewürzt mit eienr guten Prise UFO, LAM und Weird Fiction genau die Leute ansprechen wird, die auf der Suche nach etwas neuen, wunderbar und fremdartig sind. Man mag sicher sein, dass es vielelicht nicht wirklich so aussieht, wie Mr. Grant schilderte, und während seiner Logensitzungen wurde wahrscheinlich vielleicht doch nicht eine fischäugige Akolythin von den Tentakeln eines Großen Alten verschlungen. (Der Geruch des Bösen...)

Man mag auch über seine Hühnerkabbalah lächeln, die immer das ergibt, was sie ergeben soll (tun sie das nicht alle?), über seine Volksetymologie und seine Liebe zu abseitigen ethnologsichen oder esoterischen Theorien, die schon in seiner Jungend ad absurdum geführt wurden. Aber dennoch, eine ungewisse, kranke Faszination bleibt - der gute Mann kannte Crowley, oder? In den 50er Jahren gab es wohl sowenig in der Richtung, dass selbst die olle Fraternitas Grants Manifesto seines Nu-Isis Neo-OTO veröffentlichte - in einer grausamen Übersetzung, die ebenso verworren herüberkommt wie die Offenbarungen der transyuggothischen Entitäten, mit denen Mr. Grant jonglierte.

Mhhhmmm, transyuggothisch...

Wer ein solches Wort erfinden kann, kann nicht schlecht gewesen sein, oder? Es lohnt sich tatsächlich, auch einen Blick auf Kennth Grants erzählende Prosa zu werfen, die unzweifelhaft in der literarischen Tradition der Weird Fiction steht, genau genommen sogar mit einem Fuß (oder Tentakel) in der großartigen Tradition der unheimlichen Geschichte der viktorianischen Autoren. Mixen wir dazu noch Grants eigene Liebe zu abseitigen ethnologsichen oder esoterischen Theorien, die schon in seiner Jungend ad absurdum geführt wurden, und wir haben eine unterhaltsame Mischung, in der das factoide mit dem fiktiven Hand in Hand im malvenfarbigen Licht eines Universums nebenan entschwindet.

Geht spielen, Kinder. Geht spielen.

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