Montag, 26. Juli 2010

Buch :: The Case of the Scarlet Woman

Die Papierherstellung fordert viele wertvolle Ressourcen: Holz, Energie und Wasser. Zudem werden Luft und Wasser dabei durch Schadstoffe belastet. Wir alle können mithelfen, die Umwelt zu schonen. Sie wissen schon, geneigter Leser, wie so was weitergeht: Machen Sie alles im Internet, benutzen Sie weniger Toilettenpapier, sorgen Sie dafür, dass nur noch das gedruckt wird, was auch wirklich gelesen wird. „The Case of the Scarlet Woman“ ist von den drei Büchern, die ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe, das einzige, bei dem ich tatsächlich immer wieder nachdenken muss, wie viel Toilettenpapier ich einsparen muss, um die armen Bäume wettzumachen, die hier für die Papierherstellen dran glauben mussten. Bitter, ganz bitter.

Und es klang so viel versprechend: Arthur Conan Doyles unsterbliche Schöpfung gegen den „verdorbensten Menschen der Welt“, St. Aleister Crowley. Von einem Autoren, der von sich sagt, dass er in beiden Genres wohl belesen ist. Tja, von wegen.

Den Nobelpreisträger W.B.Yeats als verhuschtes Medium (sorry, Visionär) kann man vielleicht noch akzeptieren, wirkt aber wie eine offene Wunde in dem Deduktionismus des Detektives aus der Baker Street. Eine wirkliche Konfrontation gibt es nicht, eigentlich taucht St. Aleister nicht einmal auf, und Mr. Holmes und Dr. Watson erweisen sich als seltsam unfähig. Abgesehen davon... von einem "Scharlachweib" hätte ich mehr erwartet. Auch Mr. Holmes war nicht impotent, wenn Sie wissen, was ich meine.

Irgendwie bekommt der Autor Arthur Conan Doyles Charaktere nicht wirklich in den Griff, Holmes Schlussfolgerungen sind blass, schlimmer noch, im Zuge der Nachforschungen wird sein Bruder Mycroft (der intelligentere von beiden) flugs zu einem Adepten des Hermetischen Ordens des Golden Dawn erklärt. Als Chef des britischen Geheimdienstes sicherlich eine nahe liegende Beschäftigung für den schwerknochigen älteren Holmes-Bruder, im Auge des Lesers jedoch ebenso schwammig wie die Adjektivwahl der vorhergehenden Sätze…

Der unausweichliche Zusammenprall von logischer Analyse und praeter-logischem Denken, wie sie Holmes und der okkulte britische Untergrund symbolisieren, gibt mehr Stoff her als der in dem dünnen Büchlein beschriebene – und wurde auch schon trefflicher beschrieben. Greift mal nach Wilsons „Masken der Illuminaten“, für ein besonders farbigen Trip durch die Kulturgeschichte. By Jove, man könnte wahrscheinlich bei einer halben Flasche Absinth ein halbes Dutzend fesselndere Geschichten konstruieren als die vorliegende. Westcott! Mathers! Der Kanonenstab von Alan Bennet! Die wahre Identität von Aiwaz! War es Moriarty? Oder Captain Nemo? Ach, mein Blutdruck…
Wie war das mit dem Toilettenpapier?

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