Mittwoch, 24. April 2019

Mythos :: Traumsucher [2]



Notizen aus dem Platinbuch

Von allen Welten, die ich im Traum besuchte, ist Pegāna die vollkommenste. Ich war in Andarra und Tothra, selbst Kuth vom Sternengürtel, doch ihre Wunder scheinen nur eine blasse Nachahmung zu sein, wenn ich die Tore von Pegāna erblicke, wo die Zwillingssterne Yum und Gothum Wache stehen.

Pegāna war vor allen anderen. Noch bevor es Götter auf dem Olymp gab, oder noch ehe Allah überhaupt Allah war, war Pegāna – so heißt es.

Sie ist so alt wie die Entstehung der Kontinente und Ozeane.

Sie ist kein Traum – sie ist das, wovon wir träumen.

Dienstag, 23. April 2019

Mythos :: Traumsucher [1]



Notizen aus dem Platinbuch

Neben seinen Geschichten über kosmische Monstrositäten und waffentaugliche kognitive Dissonanz verfasste H.P. Lovecraft (1890–1937) auch eine Reihe von Geschichten, die im sogenannten "Traumland" angesiedelt sind. Das wichtigste Werk in dieser Reihe ist wahrscheinlich "Die Katzen von Ulthar" (1920) und "Die Traumsuche nach dem Unbekannten Kadath" (1926). Ein wichtiger Aspekt des "Traumlandes" ist, dass es selbst nur eine vage, traumartige Realität darstellt - vielleicht jenseits der Wirklichkeit, vielleicht parallel dazu oder in fernster Vergangenheit oder alles zusammen. Es ist unklar, und wäre es klar, würde es wohl auch viel von seiner rätselhaften Faszination verlieren.

Lovecraft hat selbst darauf hingewiesen, dass er beim Verfassen dieser Geschichten stark von den Werken des irischen Lord Dunsany (1878–1957) inspiriert wurde, obwohl er die erste seiner Traumgeschichten geschrieben hatte, noch bevor er das erste Mal auf den Lord aufmerksam wurde. Aus den Geschichten von Dunsany (gesammelt z.B. in A Dreamer's Tales (1910), The Book of Wonder (1912) und Tales of Wonder (1916)) übernahm Lovecraft vor allem die wohlklingenden orientalischen Namen, die selbst Dunsanys Inspiration für seine innovative Fantasy in den "orientalischen Phantasien" des 19. Jahrhunderts verraten. Geschichten in der Art von 1001 Nacht, nur ohne den weltanschaulichen Hintergrund. Etwas, das Lovecraft, der als kleiner Junge von genau der gleichen Art von Geschichten fasziniert war und sich für seine Spiele das Pseudonym "Abdul Alhazred" ausdachte.

Sonntag, 14. April 2019

Nachtmusick :: Zeitgenössische Proteste

Helle dunkle Nächte im Glanz eines Flachbildschirmes, das Reformat der Realität.
Rendere Fraktale, um die Titelbilder frommer Schriften zu schmücken.
Copy und paste, ein Repost des Reboots*. Enjoy the silence...



* diese unzusammenhängenden Wortfetzen professionell irgendwo aus diesem Blog gezogen. So, als ob man mich für die Zeile bezahlen würde. Content, nicht Inhalt. Und was halten Sie davon, Mr. Wilson?

Freitag, 12. April 2019

Pegāna :: Der Fluß


Lord Dunsany:
The River


Dann sah ich auf dem Fluss das traumerbaute Schiff des Gottes Yoharneth-Lahai, dessen großer Bug grau in die Luft über dem Fluss der Stille stieg.
Seine Balken waren alte Träume, die vor langer Zeit geträumt wurden, und die Vorstellungen der Dichter schufen ihm große, gerade Masten, und seine Takelage war aus den Hoffnungen der Menschen gewirkt.
Auf ihrem Deck befanden sich Ruderer mit traumgefertigten Rudern, und die Ruderer waren Leute aus den Phantasien der Menschen, Prinzen der alten Geschichte und Menschen, die gestorben waren, und Menschen, die noch nie gewesen waren.

Diese schwangen nach vorne und schwenkten zurück, um Yoharneth-Lahai durch die Welten zu rudern, ganz ohne Rudergeräusch. Auf ewig treibt bei jedem Wind die Hoffnung und die Phantasien der Menschen, die in den Welten kein Zuhause haben, nach Pegāna empor, und Yoharneth-Lahai webt sie zu Träumen, um sie den Menschen wieder zu bringen.
Und jede Nacht zieht Yoharneth-Lahai aus in seinem traumhaft gebauten Schiff mit all seinen Träumen an Bord zurück, um wieder die alten Hoffnungen und all den vergessenen Phantasien den Menschen zurückzubringen.

Aber bevor der Tag wieder zu sich kommt und alle erobernden Armeen der Morgenröte ihre roten Lanzen in das Gesicht der Nacht schleudern, verlässt Yoharneth-Lahai die schlafenden Welten und rudert den Fluss der Stille zurück, der fließt von Pegāna in die See der Stille, die jenseits der Welten liegt.
Und der Name des Flusses ist Imrana der Fluss der Stille. Alle, die den Geräuschen der Städte überdrüssig sind und sehr müde von Lärm sind, schleichen sich in der Nacht zu Yoharneth-Lahais Schiff hinab und gehen an Bord, zwischen den Träumen und den Phantasien früherer Zeiten, legen sich nieder auf dem Deck und scheiden vom Schlaf zum Fluss, während Mung hinter ihnen das Zeichen von Mung macht, weil sie es so haben wollen. Und sie liegen dort auf dem Deck zwischen ihren eigenen, in Erinnerung gebrachten Phantasien, und Liedern, die niemals gesungen wurden, und sie treiben Imrana herauf vor dem Sonnenaufgang, wohin der Klang der Städte nicht kommt, noch die Stimme des Donners zu hören ist, noch das Mitternachtsheulen des Schmerzes, wenn er an den Körpern der Menschen nagt, und weit weg und vergessen blöken die kleinen Leiden, die alle Welten plagen.

Übersetzung Axel M. Gruner 2019 e.v.