Sonntag, 23. November 2014

Dailyblog

Herbstzeit ist Idiotenzeit. Oder - um gerecht zu sein - die Herbstluft und der Geruch des fallenden Laubes, die Herbsttürme und das elegische Knurren der Zuggänse locken den Schmerz und die Unvernunft des ganzen Jahres hervor. Völlig überarbeitet, angefressen und müde liege ich auf der Couch und sehe meiner Frau, dem Hund und der Katze zu, wie sie geschwächt vom täglichen Allerlei es nicht schaffen, umzuschalten und stattdessen "Die Bergretter" ansehen. So tief sind die Mächtigen gefallen. Auf dem Klo finde ich eine dieser typischen Zeitungen, die Menschen nur lesen, wenn sie sich wirklich mies, müde oder krank fühlen.

Die neue Bandwurmdiät... die Reichen und Siechen... backen zur Adventszeit... holla, was ist das? Der obligatorische anbiedernde editoriale Artikel? in welche Kerbe schlägt der unterbezahlte Journalist in seiner Wut, nur noch in einer Postille im untersten Farbton der Regenbogenpresse veröffentlichen zu dürfen, denn heute mal?

"Warum der Kunde nicht mehr König ist"? - war er das mal? Das muss ich lesen. Achso, der Kunde muss sich teilweise ums eine Sachen selber kümmern oder mal beim Servicecenter anrufen. Schrecklich.

Lieber Autor: Schreibe nie Callcenter, es geht nicht um den Call, der abgesetzt wird, sondern um den Service, den der Anrufende bekommt. "Service" ist tatsächlich ein Fremdwort, aus dem Englischen und basiert auf einem alten lateinischen Wort. Die beste Übersetzung ist hier Dienst oder Dienstleistung. Früher gab es den Wehrdienst, heute ist es der Dienst am Kunden. Das muss keiner mögen, aber ohne geht es nicht.

Und auch hier gilt: Höflichkeit regiert die Welt. Selbst ein geistig unterbemittelter Servicemitarbeiter ist ein menschliches Wesen, das eher bereit ist, mehr zu geben oder auch mal über seinen Schatten zu springen, wenn man ihn als solches behandelt und nicht nur als Hindernis, das es aus dem Weg zu räumen gilt.

Menschen als Gegenstände zu behandeln ist übrigens das Merkmal eines Soziopathen, meinetwegen auch einer degenerierten inzestuösen Aristokratie, die der Meinung ist, in ihren Adern fliesse anderes Blut als in denen des Pöbels, der ihnen ihr gottgegebenes Recht, ein Arschloch zu sein, strittig macht. Es macht irgendwie schon Sinn, dass wir in einer Demokratie leben und nicht in einer Monarchie, oder?

Keine Kommentare: