Ein vergessener Klassiker der Fantasyliteratur (zurecht), aber auch: "Game of Thrones" auf Valium
Dolorosa Dalarna... Dolorosa Dalarna... Valar Morgulis...
Ein überbordendes Bücherregal kann etwas geisterhaftes haben... man steht davor, und jeder der Buchrücken drängelt sich nach vorne, wahrgenommen zu werden, wispert, tuschelt, gibt Gehässigkeiten über seinen Nachbaren zum besten, nur damit man erneut diesen Titel wählt und nicht einen anderen. Und dann gibt es diesen einen, unbewachten Moment, meistens wenn man eh schon elend oder fiebrig ist und einem sowieso alles egal ist, man angeekelt ist von dem ganzen schrillen Getuschel des Papieres und plötzlich ein Buch in der Hand hält und sich wundert: "Wer zum Teufel bist Du denn?"
So unlängst geschehen mit "Die Einhornquelle" (The Well of the Unicorn, 1948) von Fletcher Pratt. Damals erschienen in Heynes Fantasy Classics Reihe, weil es nun mal... um... ein Klassiker ist. Und deswegen hatte ich es auch von dem Grabbeltisch mitgenommen, und ich weiß ganz genau, dass ich ungefähr zwei Seiten nach dem Vorwort gelesen habe und das Buch dann ins Regal zurückstellte, wo es prompt verstummte. Ich hatte etwas Flottes und Gradliniges erwartet, so wie die Geschichten um den verwirrten Weltenreisenden Harold Shea, die Fletcher Pratt zusammen mit Lyon Sprague de Camp, meinem alten Feind, verfasst hatte. Sehr enttäuschend. Anscheinend war es doch de Camp, der die ganzen flotten Ideen hatte.
Nun, wenn man eh schon elend oder fiebrig ist, macht es auch keinen Unterschied, und es war immerhin ein Buch, dass ich noch nie gelesen hatte... ein Klassiker, gelle? Epische Fantasy... muss irgendwas wie "Herr der Ringe" sein. Tja, reingefallen.