Die Thematik oder Sujet ist hier wohl Nebensache, wie in der Quantenphysik sind es eher Betonung, Spin und Farbe, die dienen können, ein Subgenre zu identifizieren. Es ist der gothic touch, der eine Thematik gleich welcher Art in etwas schauerliches, schwarz romantisches oder erschreckendes verwandelt. Im englischsprachigen Raum wird eine jede Art von Erzählung, die diesen Kriterien genügt, gerne nach dem legendären Magazin Weird Tales als Weird Fiction verortet.
"Where is your will to be weird?" (Jim Morrison)
Eine gute Frage, vor allem wenn wir die Frage des Freien Willens - ob nun eines Autoren oder der von ihm erschaffenen Gestalten, miteinbeziehen wollen. "Weird" ist heutzutage jeder, der eine eigenartige, besondere Auffassung, Stylistik oder Haartracht pflegt. Als adjektivische Bedeutung dieses ursprünglich als Substantiv definierten Wortes wird meist irgendeine Variante von "seltsam aussehend, unheimlich, sonderbar, eigenartig" geführt. Wenn es Dein Wille ist, kann also jeder Mann weird sein. Oder werden.
Es ist allerdings eine moderne Idee, also eine falsche Idee, dies Wort adjektivisch zu verstehen, oder auch nur in dem Sinne, in dem er hier geführt wird. Oder mal wieder als ein Fall, in der die Moderne die Worte des Barden missinterpretiert. Ein schneller Blick in das etymologische Wörterbuch offenbart die erste aufgezeichnete Verwendung von "weird" im heutigen Sinne als 1815, und der Barde, dessen Worte missverstanden wurden, William Shakespeare und zwar in seinem herrlich düsteren und unheimlichen "Macbeth" (1. Akt, 4. Auftritt) Hier treten eindrucksvoll die drei Hexen erneut auf, die Aufstieg, Schuld und Untergang des schottischen Thronräubers lenken - drei Hexen, drei "weird sisters". Es wird sicherlich mehr Aufführungen als andere geben, in denen diese Damen seltsam aussehend, unheimlich, sonderbar oder eigenartig dargestellt werden. Obwohl, drei Topmodells in Topkinis wären ja auch mal nett...
In der Übersetzung von Friedrich Schiller jedoch heißt es:
"Die Schicksalsschwestern, Hand in Hand,
Schwärmen über See und Land,
Drehen so im Kreise sich,
Dreimal für dich
Und dreimal für mich,
Noch dreimal, daß es Neune macht,
Halt! Der Zauber ist vollbracht!"