Sonntag, 13. Oktober 2024

Auf Saturn, in Lemurien [Teil 1]

 

Ich bin auf den Meeren des Saturns gesegelt, zu Inseln aus hohem, urzeitlichem Amarant, wo die flammenzüngigen, klangvollen Blumen die Brandung zum Schweigen bringen. Ganz mit rubinfarbenen Perlen besetzt lockte mich die goldene Küste; doch wie jemand, den Zauber zurückhalten, machte ich mich mit meinem Gesang auf den Weg zu den blinden Horizonten der düsteren Meere und nie gekannten Häfen. Aus Feuer und Messing geformt und von Monden gewölbt, öffneten sich gewaltige, tiefe Himmel – bis über dem dunklen Schaum schwarze Gipfel aus Reichen emporstiegen, die so unaussprechlich sind wie der Schlaf! Kuppel türmte sich auf wolkenlose, adamantene Kuppel, und kein spähender Seraph glaubte an ihnen vorbeizukommen. Furcht auf der See, und Furcht unter der See, und schwarze Furcht jenseits des Schicksals herrschte – dann Schweigen, als die Welt sich wandte.


Und doch, als die Stille sich senkte, schien alles Gewicht der Welt zu schwinden, wie in einem Atemzug, den die Ewigkeit hält. Die dunklen Meere des Saturn verschwammen vor meinem Auge, während Lemurien in einem fernen Glanz aus vergangenen Zeiten aufstieg – wie ein Traum, den man am Rande des Bewusstseins erahnt, aber nie ganz erfassen kann. In diesem Licht lebten die Reiche der Urzeit weiter, unberührt vom Verfall der Sterne, und ich, wandernd zwischen den Welten, suchte nach dem, was jenseits von Zeit und Raum lag; nach dir, meinem lieblichen Dämon.


Erinnerst du dich? Gewaltige Gongs aus Stein wurden geschlagen, und die stürmischen Trompeter jubelten meiner Tat zu, als sie den Fluten der Speere antworteten, und sprachen die Namen der gestürzten Monster aus; der Greifen, deren wütendes Gold und glühender Vorrat an Saphiren aus Marmorminen gerissen wurde. Karneole, Opale, Achate und Almandine, all dies brachte ich dir einst an einem scharlachroten Abend. 


In der weiten Halle, die dich, Venusgleich, umschloss, verging das Geschrei. Ich hörte das Klingen winziger Perlen- und Melaniten-Glocken, die an deinen Knien hingen, und die Arme träumerischen Entzückens umgaben dich. Und ich legte meinen Reichtum vor deine sagenumwobenen Augen, bleich und rein wie Jaspis, aus den Höhlen des Mondes gestohlen.


Der Wind trug die Töne der fernen Glocken, und ihre Melodie erzählte von den Göttern, die einst über die leuchtenden Ebenen wandelten, unsterblich in ihrer Schönheit, doch unendlich fremd. Ich erinnerte mich an den Augenblick, als ich zum ersten Mal das Licht der Venuskuppel erblickte, die so rein und strahlend war, dass es schien, als könnte selbst der Mond sein Licht darin verlieren. Der Weg dorthin war gepflastert mit den Schätzen und Knochen vergessener Könige der Urzeit, und doch schienen sie vor deinem Antlitz nicht mehr als lästiger Staub.


Die Flammenblumen des Saturn erblühten weiterhin in Stille, und ihre Blätter neigten sich dem Wind, als ob sie lauschten – lauschten dem Ruf der alten Götter, die mich, einen Sterblichen, einst auf diesen Weg gesandt hatten. Die weiten Ebenen Lemuriens erstreckten sich nun in alle Richtungen, das Land, das keine Zeit kannte, Heimat für jene, die einst das Leben durchwanderten und nun durch die stillen Schatten fern aller Namen und Ruhm schritten. In dieser uralten Welt, wo selbst die fernen Kraterberge wie verlorene Gedanken schienen, trugen die sich drehenden Winde Geheimnisse mit sich, die nur jene verstehen konnten, deren Augen die tiefen Falten der Vergangenheit erblickten.

[Teil 2 folgt morgen]


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