Freitag, 29. Mai 2020

Eine kleine silberne Melodie.

PIERROT stands in the garden
Beneath a waning moon,
And on his lute he fashions
A little silver tune.

Pierrot plays in the garden,
He thinks he plays for me,
But I am quite forgotten
Under the cherry tree.

Pierrot plays in the garden,
And all the roses know
That Pierrot loves his music,
But I love Pierrot.

"Pierrot", von Sara Teasdale (1884–1933)

Freitag, 22. Mai 2020

Werkstattbericht 2020-05-21



Herzliche Grüße von der Nordseeküste, aus den mythischen Gefilden von Zollern am Meer, in strahlendem Sonnenschein und strahlender Laune. Es sind jetzt fast drei Wochen her seit dem Tag der Arbeit und somit dem Tag, an dem wir hier unser alltägliches Geschäft wieder aufgenommen haben. Lohnt sich nicht für einen Newsletter, reicht aber für einen Blogeintrag. Versprochen, sobald ich die ganzen Preise abgesahnt habe und wieder vom Schreiben alleine leben kann, mache ich auch einen coolen Newsletter wie Warren Ellis, damit wenigstens einmal pro Woche was Spannendes in der InBox landet.


Datencheck:
Momentan in der Bearbeitung (Dinge, die aktuell ganz oben auf dem Stapel liegen, die anderen sachen ignorieren wir bis zum nächsten Check)
  1. Projekt ROADHOUSE - Rock'n'Roll Novelle, basierend auf Cut-Ups, der Biographie von Jim Morrison und den Werken von J.G.Ballard, vor allem The Atrocity Exhibition.
  2. Projekt ZAUBERFLÖTE - SF-Stück, basierend auf Cut-Ups wie HIER
  3. Projekt THUNDERSTRUCK - Wahrscheinlich das haarsträubenste Projekt, das ich trotz wieder besseres Wissen angenommen habe - eine Novelle in englischer Sprache für einen amerikanischen Kleinverlag, den ich sehr schätze. Über einen halbvergessenen Pulphelden der 40er Jahre! Fanboy Madness! (Ich bin mir nicht sicher, ob ich momentan schon etwas darüber erzählen darf, aber wenn, dann. Momentan bin ich vor allem noch dabei, gründlichst alle Aspekte der Figur zu recherchieren, damit er unverkennbar bleibt. Woof!)
Realitätscheck:
Eine Woche sind vergangen, hier bei uns sind immer noch keine marsianischen Tripods oder andere Anzeichen der Neuen Weltordnung zu sehen. Enttäuschend. Wieder Beschiss, so wie die letzten elf Mal.
Moment... elf? 11? Elf zu Elf? Fabelwesenficken?
Oder sind es schon wieder die Smegma-Sammler vom Sirius?

Wie gesagt, es ist ein strahlend schöner Tag.
Am besten einfach wieder hinlegen...



Sonntag, 10. Mai 2020

Mythos :: Säulen aus Gelee



"Weird, glistening shapes looming amidst the unbroken snows of polar summits, threshing tentacles in the moonglow, shrill ululations -- like moving pillars of quaking jelly, somehow strayed from other worlds or far dimensions."

Dienstag, 5. Mai 2020

Fanboy :: Neue Welten



Als Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts die ersten Ausgaben von Schwert & Stab – damals noch in Heftform – erschienen, gab es in der esoterischen oder magischen (Deutschlands) Szene wenig Vergleichbares. Statt mystischer Diagramme verzierten die blassen Seiten durch mehrfaches Vergrößern undeutbar gemachte Fotokopien, Collagen, Details aus Comicbuchkatalogen, experimentelle Typographie: Symbole einer neuen Magie. Keine Nostalgie, kein Fankult, keine Wiederholung viktorianischer Werte, stattdessen eine mutige Auswahl von modernen Artikeln, Essays, Gedichten, Kurzgeschichten und experimenteller Texte.

Im Nachhinein scheint es, als ob die ersten Ausgaben von Schwert & Stab sich am ehesten mit dem legendären SF-Magazin New Worlds vergleichen lassen, das in den 60er Jahren unter neuer Redaktion auf seinen Titelbildern statt Roboter und Raketen plötzlich die Bilder surrealistischer Maler oder Collagen zeigte und auf experimentellere Texte setzte, die statt dem „OUTER SPACE“ des Weltalls den „INNER SPACE“ des Menschen erforschten. (Bekannte Stories aus dieser Zeit sind z.B."The Atrocity Exhibition", "Behold the Man" etc.)

Herausgeber dieser neuen Form von Magazin war einige Zeitlang Michael Moorcock, der auch durch die Produktion von Texten, die den hehren eigenen Ansprüchen nicht genügten, das Projekt finanzierte. New Worlds wurde als das Forum einer New Wave der SF wahrgenommen, Kompilationen in Buchform zieren auch heute noch das Buchregal eines jeden an der Geschichte dieses Genres Interessierten. Ein großes Experiment in Revolution – oder Evolution! „Und Universum und Individuum spiegeln sich ineinander wider, und das eine enthält das andere.“

Das ist keine schlechte Beschreibung der magischen Philosophie, die allem zugrunde liegt.
Es ist deswegen auch der Grund, weswegen die nächste Ausgabe von Schwert & Stab, die im Buchformat erscheinen wird, das Motto „Neue Welten der Magie“ tragen wird. Wer weiß, vielleicht bekommen wir so ja doch noch mal einen bevorzugten Platz im Bücherregal der Interessierten.

Sonntag, 3. Mai 2020

Amadeus auf der Flußwelt (?)

Die Rückkehr der legendären Nonsense-Cut-Up Postings unter Einbeziehung relevanter Suchbegriffe (manchmal), demnächst als Pop-Novelle in meinem Bücherschrank!


Das Papier der japanischen Stellwände war mit stylisierten Wellen aus oranger Tusche bemalt, mit goldenen Kämmen, die in sattes Mitternachtsblau ausbluteten. „Guten Abend,“ sagte der bleiche Mann, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, „man sagt mir, Sie wünschen mich zu sprechen.“
„Wir wünschen in ihren Selbstmordklub einzutreten,“ versetzte Hiram Kobalt. Amadeus und er hatten nach einer halben Stunde Warten Platz genommen und stumm die Einrichtung betrachtet. Ihnen war bewusst, dass überall verborgene Sichtlöcher und Spiegel waren, aus denen man sie beobachtete.
Der Präsident rollte, statt zu antworten, seine Zigarre im Munde herum. Für einen kurzen Augenblick wurde das glitzernde feuchte rote Fleisch inmitten der Finsternis sichtbar; die Zigarre ein Tentakel, an dessen Ende rot ein Auge pulsierte.
„Was ist das?“, fragte es höflich.
„Entschuldigen Sie,“ entgegnete Hiram, „aber ich glaube, Sie können darüber am besten Auskunft geben.“
„Ich?“ rief der Präsident. „Ein Selbstmordklub? Das ist ein Scherz, oder? Beim Wein lasse ich mir solchen Spaß gefallen, – aber was soll das hier?“
„Der Selbstmord des Universums,“ sagte Hiram, „Sie wissen, worum es geht, und wir wollen uns ihnen anschließen.“

Samstag, 2. Mai 2020

Werkstattbericht 2020-05-01



Herzliche Grüße von der Nordseeküste, aus den mythischen Gefilden von Zollern am Meer, wo wir gerade eben den Tag der Arbeit so richtig zünftig gefeiert haben.Nein, war nur Spaß. Tatsächlich hat es ein wenig gehagelt, deswegen sind wohl alle zu Hause geblieben und haben wahrscheinlich in manchen Fällen sogar gearbeitet. Ich fürchte, es ist etwas still geworden im Äther, und wirklich Interessantes scheint es auch kaum noch zu geben. Früher... ja, früher... da war Bloggen eine richtige Kultsache, heutzutage sehen wir atemlos den verwackelten Handyvideos von Leuten beim Toastessen zu.

Helden des Alltags, Helden der Arbeit. Und da es nichts Langweiligeres gibt, als Leuten zuzusehen, die noch dümmer als man selber ist, oder es vielleicht sogar solchen Leuten nachzumachen, habe ich - weil ich inzwischen weise und erwachsen bin (*kicher*) - in letzter Zeit die Klappe gehalten. Bringt ja doch nichts. 2020 sollte ein großes Jahr werden, und nun...

Und mit dem unheimlichen Timing, die man mir in meinem Illuminaten-Basistraining beigebracht hat, hatte ich das Jahr schon sinnvoll verplant, bevor der böse Coronamann aus China kam und Pustelblumen säte. Erstaunlicherweise habe ich in den ersten drei Monaten des Jahres alle Projekte und Manuskripte noch einmal angeschaut und Präferenzen gesetzt, und dann alles mit einem Seidenband zusammengeschnürt und beschlossen, beginnend mit dem 01.04.2020 vorerst keine neuen Sachen anzufangen, sondern brutalstmöglich die vorliegenden Fälle zu bearbeiten.

Da hängt jetzt eine fette weiße Tafel am Bücherregal, die bunten Zettelchen an der Pinnwand habe ich als erstes entsorgt. Feste Regeln, feste Zeiten, erstaunlich, was man da alles schafft. Und nicht Neues mehr, Brüder und Schwestern, erstmal das Fundament reparieren. (Soviel auch zu den Anfragen wegen neuer Publikationen von Nemed House und Mirkruna Press.

Ich bin da ganz hart...

...ja, und momentan arbeite ich für einen englischsprachigen Verlag an einer Novelle über einen Public Domain Charakter, weil mich auf Facebook ein Bekannter angesprochen hat. Und ich blogge wieder. Wahrscheinlich kommen auch noch andere alte Sachen wieder zum Vorschein.

Sag mal, wie war das eigentlich Amadeus und seiner Flußwelt..?

Freitag, 1. Mai 2020

Mythos :: Traumsucher [3]



Notizen aus dem Platinbuch

Ist YOG-SOTHOTH der Erlöser? Σωτήρ (Erlöser, Heiland) ist im Gnostizismus derjenige, der die Seele aus der Gefangenschaft des irdischen Archonten und Demiurgen Jaldabaoth befreien wird.

Die Götter von Pegāna erscheinen weniger unerbittlich als manchmal eifersüchtig, neidisch oder hochnäsig - menschlich, allzu menschlich. Und auch wenn die Bewohner der Welten tatsächlich Spielfiguren oder Teil eines der Spiele der Götter sind, so sind diese Spiele gleichzeitig auch die Bedeutung des Lebens und des Äons. Aber es klingt sehr nach dem "Mythos", Sie entspricht dem, was die Leser von Lovecraft irgendwann den "Cthulhu-Mythos" nannten - er selbst tendierte zu "Yog-Sothotherie". (Und dies ist zweifellos korrekt, denn der Große Cthulhu ist nur ein in einer Art invertierter Gnosis auf der Erde gefangener Außerirdischer... der Hohepriester einer radikal fremdartigen Religion, der nur darauf wartet, erlöst zu werden und ins Pleroma der Leere zurückzukehren...) Dies klingt wenig In Dunsanys Mythos werden die Welt und die Götter erschaffen von MĀNA-YOOD-SUSHĀĪ, der solange schläft, wie SKARL der Trommler spielt. Und wenn SKARL aufhört zu spielen, dann wird MĀNA-YOOD-SUSHĀĪ erwachen und neue Welten und neue Götter erschaffen. In Lovecrafts Mythos hat dieser große Allerälteste die Form des Dämonen-Sultans AZATHOTH angenommen, das nukleare Chaos im Zentrum der Universums, das jenseits der Zeit inmitten des gedämpften, rasendmachenden Schlags nichtswürdiger Trommeln und des dünnen, monotonen Gewinsels verwünschter Flöten brodelt und lästert.


AZATHOTH ist wie MĀNA-YOOD-SUSHĀĪ, alle Existenz ist in ihm enthalten und von ihm abhängig. Er ist "GOTT" - der wahre "gute" Gott des Pleromas, der jenseits der Existenz ewiglich herrscht und zu dem die befreiten Seelen zurückkehren werden.

MĀNA-YOOD-SUSHĀĪ kann so sein, aber er schläft.

AZATHOTH jedoch ist nicht nur "grenzenlos", er ist auch "hirnlos".


Das ist die Quintessenz von Lovecrafts "Mythos" - der ultimative Gott ist ein sabbernder Idiot. Zu ihm reichen keine Träume, so werden wir versichert, und er herrscht in Leere und völliger Verwirrung. Im Gegensatz zum gnostischen Weltbild gibt es hier kein Entkommen. Genauso wie in der realen Welt.


(Ist es da ein Wunder, dass manche ihr Heil in Traumwelten suchen?)