Man kann halten davon, was man will: der fromme Kabbalist, der über den ersten Buchstaben der Genesis meditiert und alle möglichen Permutationen der zufälligen Anordnung der Lettern des Heiligen Buches scannt, ist bereits ein Cut-up. Jeder Buchstabe ist heilig: macht keinen Unterschied zwischen dem einen und einem anderen.
Aber wenn jeder Buchstabe heilig ist, ist auch jede Kombination dieser Buchstaben heilig und voller Bedeutung. Die Heilige Kabbala, die der erste Adam am Flammenschwert lernte, die Sprache des Paradieses, die Henoch noch sprach und die ihn hoch in die Himmel erhob. Eine Flugscheibe, betrieben von orgasmischer Inspiration.
Dies ist Temurah, Cut-up in dem Glauben, mit dieser Methode das esoterische Substrat und die tiefere spirituelle Bedeutung der Worte ableiten zu können. Das Wort war bei Gott, inzwischen hat es uns alle infiziert: ein Virus aus dem Weltall. Und wie alle Viren enthält es das Programm zur Vermehrung und Ausbreitung, besitzt aber keine eigenständige Replikation. Es ist auf den Stoffwechsel seines Wirtes angewiesen – das menschliche Unterbewusstsein – um seine Erbinformationen zu vervielfältigen. Cut-up ist die Technologie des Virus; der Remix die Methode, nach der sich das Wort schon immer vervielfältigt hat.
Jeder Text, auch der zufällig entstandene, ist nur ein Teil der Gesamtheit von Texten; ein Narbengewebe von Zitaten aus unzähligen Stätten der Kultur. Die Erkenntnis, dass man auch nur eine Teilgeschichte der menschlichen Geschichte ist: „Es ist falsch, zu sagen: Ich denke. Es müsste heißen: Man denkt mich.“ - Rimbaud an Georges Izambard. Nicht der Autor, sondern der Leser ist der Sinnstifter, automatisch die Schnittwunden ignorierend.
In die Zukunft linsend.
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