Montag, 26. Oktober 2015

Weise Worte 2015-10-25

[...] innen Klarheit und außen Stille. Das ist die Ruhe der reinen Betrachtung. Wenn das Begehren schweigt, der Wille zur Ruhe kommt, dann tritt die Welt als Vorstellung in die Erscheinung. Und als solche ist sie schön und dem Kampf des Daseins entnommen. Das ist die Welt der Kunst. Aber durch bloße Betrachtung wird der Wille nicht endgültig zur Ruhe gebracht. Er wird wieder erwachen, und alles Schöne war dann nur ein vorübergehender Moment der Erhebung. Darum ist dies noch nicht der eigentliche Weg zur Erlösung. [...] Das I Ching, 22. Bi - Die Anmut

Nach tiefgehender Meditation über Aufgaben, die im Dezember vor mir liegen, befragte ich aus einem nostalgischen Impuls heraus mein altes Schildkrötenorakel. Ich wäre mit einem "Harre in Beständigkeit" oder einem ähnlichen Durchhaltespruch schon zufrieden gewesen, aber nein, hier werden auch noch zwei oder drei andere Fragen angesprochen.
Das große Buch gibt keine Antworten, aber es behält den Überblick.
Und Meditation?
"...durch bloße Betrachtung wird der Wille nicht endgültig zur Ruhe gebracht"... Erzähl mir noch einen, oh schwarzer Geist der Leere.
Wu!

Dienstag, 13. Oktober 2015

Shortcuts 2015-10

"Forty-four ships had he on the Caspian Sea for a year and a half, but his ship alone reached Ireland. These are the four chieftains, Starn, Iarbonel the Soothsayer, Annind, and Fergus Red-Side: they were the four sons of Nemed."



Gerade in Arbeit:
Neuausgabe des so genannten Buches "YON" von Anton Wladimir Wilcek (Pseudonym eines alten Schülers von mir), ein wildes Potpourri aus Satire und profundem Kommentar. Zum Thema Zen (glaube ich). Als ich jung war, konnte ich es mir nicht verkneifen, ein vollmundiges Nachwort hierzu verfassen, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher...
Wir werden diese schmale obskure Schrift durch neue, noch obskurere Schriften ergänzen.
Mal sehen, was es wird, eine Satire oder ein profunder Kommentar....



Dass der Familienname "Gruner" ein sehr alter ist, und auch einen Beruf beschreiben kann, versuche ich schon seit Jahrzehnten meinen Kunden nahezubringen. In dieser Version bezeichnet es den "Grünen Mann", also einen Waidmann, Wilddieb oder Händler mit ungegerbten (grünen) Häuten. irgendein Urgroßonkel hat sich tatsächlich wohl auch als Wilddieb aufgehängt, wenn man der Familienfama glauben mag. Und mein Urgroßvater ist zu Fuß über die Berge zwischen Böhmen und Schlesien gewandert und hat Tuch transportiert (geschmuggelt?).
Vermutlich trifft jedoch die zweite Bedeutung der Namens besser - "jemand aus Grunau/ Grunow". Ich habe vermutlich sogar das Grunau ausgemacht, wo der erste Gruner herkam; da meine Vorfahren väterlicherseits aus der Gegend um Oppeln/Breslau kamen, ist es wahrscheinlich der Ort mit dem heutigen Namen Siestrzechowice.
Da gibt es auch ein hübsches Renaissanceschloß, das hat sicher mal uns gehört. Klar doch.



Soundtreck der Nacht:
SPEKRTMODULE
Immer wieder SPEKTRMODULE

Freitag, 9. Oktober 2015

Regel 42

„Wind und Donner: das Bild der Mehrung.
So der Edle: Sieht er Gutes, so ahmt er es nach,
hat er Fehler, so legt er sie ab.“

Eigentlich ganz simpel, oder?

Sonntag, 4. Oktober 2015

Werkstattbericht 2015-10-04



Früher hat irgendein apostater Wanderbischof mich einmal "die Maschine" genannt, wegen des schnellen und verlässlichen Ausstoßes von Texten - eine noch charmante Umschreibung für jemanden, der Zeilenhonorar bekommt und um jedes Wort bis aufs Blut feilschen würde. Ganesha sei Dank bin ich inzwischen auf so etwas nicht mehr angewiesen, sondern bin in ein Alter gekommen, in dem ich mir aussuchen kann, was ich wann schreibe, und vor allem auch, was ich mache, wenn ich eigentlich gar keine Zeit für irgendetwas habe. Die hohe Kunst der Prokrastination, oder: Dinge, die man mal zwischendurch machen kann, um sich die Zeit zu vertreiben, oder um ein bisschen Spaß zu haben.

Anfang letzten Monates hatte ich beim Prokrastinieren eine Mappe mit alten Landkarten halbvergessener Fantasywelten gefunden. Einige von ihnen sind inzwischen so ausgeblichen, dass ich an einem Nachmittag den Scanner anwarf, um sie dem Vergessen zu entreißen. Nicht schön, aber selten, könnte man sagen. Das Bildmaterial zu reparieren half mir über einen anderen verregneten Nachmittag. Eine nette Ablenkung, um den Kopf für andere Sachen frei zu bekommen.

Und weil ich gerade dabei war, habe ich auch noch das vorliegende Textmaterial gesichtet, betrübt den Kopf geschüttelt und von 300 Seiten Text nochmal 10 gerettet - die allerersten zwei Geschichten, die ich auf dieser halbvergessenen Welt angesiedelt habe. Das waren simple, lineare, schnellgeschriebene Abenteuergeschichten um einen Conan-Klon (mit Elefantenkopf), alles später geschriebene war versunken in einem experimentellen, dekadenten Schreibstil, der selbst für mich kaum noch lesbar ist. Die Welt der Tiermenschen, beschrieben in einem Stil, der ebenfalls tierisch ist... tierisch schlecht.

Eine der Geschichten habe ich weggelegt, was genau da geschieht, ist mir selbst noch unklar.

Aber derweil ich den ganzen alten Kram ablegte in einen der hinteren Ordner meines Archives geschah etwas Eigenartiges. Ich war milde fasziniert von dieser vergessenen Welt, und fand den Helden, wie er in seinem allerersten Abenteuer auftrat, irgendwie sympathisch. Nicht besonders helle, vielleicht etwas gewalttätig, aber irgendwie liebenswert. Wäre ich mal bei dieser Version geblieben, dachte ich mir, und derweil ich den Haushalt im Gang hielt oder mit dem Hund spazieren ging, dachte ich darüber nach, wie sich das alles entwickelt hätte, wenn ich diesen Charakter so weiterentwickelt hätte.

Warum nicht? Die Landkarten habe ich auch gerettet, mit allen Warzen.

Ein paar Plots und Hintergrundinfos habe ich auch schon abgelegt und ein echt scharfes Logo für den guten Mann entwickelt. Den Ordner lege ich jetzt mal ganz vorsichtig weiter nach hinten, keine Ahnung, wann und ob ich da mal weitermache. Aber ich könnte, ohne mich schlecht zu fühlen.

So simple, lineare, schnellgeschriebene Stories haben ja auch was für sich.
Alles in allem, keine schlechte Ausbeute für einen Monat Herumgammeln an der Tastatur.