Montag, 23. März 2015

Mythos :: Der Ältere Pharos




"Aus Leng, wo sich Felsengipfel öd und nackt recken,
Unter kalten Sternen, dem Menschenblick verhohlen,
Da schießt zum Abenddämmer ein einzelner Lichtstrahl empor,
Dessen weite, blaue Strahlen die Schafshirten ihr Gebet winseln lässt.
Sie sagen (obwohl keiner von ihnen da gewesen) er komme
Aus einem Pharos in einem Turm von Stein,
Worin der letzte der Alten alleine lebt,
Und zum Chaos spricht beim Klang der Trommeln.

Dies Ding, so flüstern sie, trägt eine Seidenmaske
Von Gelber Farbe, dessen seltsame Falten zu verbergen scheinen
Ein Gesicht nicht von dieser Erde, auch wenn keiner zu fragen wagt,
Was bloß diese Züge sind, die sich darin wölben.
Viele, in des Menschen erster Jugend, suchten nach diesem Glühen,
Doch was sie finden, wird nie jemand verfahren."

Eine freie Übersetzung von Sonett XXVII aus Lovecrafts "Fungi from Yuggoth", inspiriert von den Leiber-Papieren und diesem Artkel:

From Leng, where rocky peaks climb bleak and bare
Under cold stars obscure to human sight,
There shoots at dusk a single beam of light
Whose far blue rays make shepherds whine in prayer.
They say (though none has been there) that it comes
Out of a pharos in a tower of stone,
Where the last Elder One lives on alone,
Talking to Chaos with the beat of drums.

The Thing, they whisper, wears a silken mask
Of yellow, whose queer folds appear to hide
A face not of this earth, though none dares ask
Just what those features are, which bulge inside.
Many, in man’s first youth, sought out that glow,
But what they found, no one will ever know.

Während der Leuchtturm von Pharos eines der antiken Sieben Weltwunder war - Teil der ägyptischen Verschwörung, basiert der Lichtstrahl des Älteren Pharos anscheinend auf der sagenhaften Figur des verschleierten Propheten Mokanna, wie er in der orientalischen Romanze "Lalla-Rookh" (1817) von Thomas Moore erscheint, und den Robert E. Howard auch in seiner Geschichte "Black Colossus" (1933) um Natokh den Zauberer kopierte.

"There on that throne, to which the blind belief
Of millions raised him, sat the Prophet-Chief,
The Great MOKANNA. O'er his features hung
The Veil, the Silver Veil, which he had flung
In mercy there, to hide from mortal sight
His dazzling brow, till man could bear its light. "

Sonntag, 22. März 2015

Fanboy :: Sojan und sein Schwert

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schließe ich meine Kindledatei von Sojan the Swordsman, nachdem ich einen Absatz daraus abgeschrieben habe – kopieren kann man es ja nicht. Warum lachend? Der Vollständigkeit halber. Sojan der Schwertsmann ist der erste Fantasy Charakter, den Michael Moorcock (* 18. Dezember 1939) ca. 1954 erschuf, als er 14 oder 15 war – zuerst erschienen in seinem Fanzine ‚Burroughsania’ (dem Werk von Edgar Rice Burroughs gewidmet), und nach 1957 in dem professionellen Magazin ‚Tarzan Adventures’. So etwas esoterisches in die Finger zu bekommen ist schon was Tolles. Leider ist Sojan zwar esoterisch, aber nicht so gut wie vieles andere von Moorcock. In der Reihe der Burroughsnachahmungen steht es zwar besser als viele andere, vor allem wenn man das Alter des Autoren berücksichtigt – aber Moorcock kehrte später noch einmal zu Burroughs zurück, und das gelungener. Seiner Trilogie um Michael Kane auf dem Alten Mars ist deutlich der innere Fanboy anzumerken, und tatsächlich, Moorcock steht zu allen seinen Werken, selbst den Juvenalia, und auch er weiß, dass manches nicht soooo der Knüller ist.

Was also ist Sojan? Es ist vor allem das, was es ursprünglich war – eine schnell geschriebene Folge von Pulpstories, kein echte Serie, die vor allem deswegen angefordert wurde, um den Textanteil in Tarzan Adventures aufrechtzuerhalten. Von besonderem Interesse für den Moorcockianer ist tatsächlich vor allem der erste Absatz – es ist bereits eine Präfiguration des Figur des Ewigen Helden und seines frustrierenden Schicksals, und auf gewisse Weise auch eine modernere Version des literarischen Tricks mit dem Burroughs seinen John Carter, einen Gentleman aus Virginia, auf den Mars brachte. Bei Burroughs war es eine Art nie geklärter Astralreise, bei Moorcock erklärt sich die Wiedergeburt und Translation auf eine fremde Welt so:
„Es gibt eine Geschichte, die überall auf den vielen bewohnten Welten des Universums über das Schicksal jener mutigen Männer und Frauen erzählt wird, bei denen das Streben nach Geld und Macht weniger geschätzt wird als das Streben nach Ehre und Selbstachtung.
Sie sterben edle Tode und ihnen ist bestimmt, immer wiedergeboren zu werden auf fernen Planeten, wobei sie oft den Platz einer anderen heldenhaften Person einnehmen, die im Kampf gestorben ist… Dies ist eine Form der Reinkarnation, die Art und Weise des Universums, sicherzustellen, dass eine Art von Gleichgewicht besteht zwischen denen, die von Habgier motiviert werden und denen, die für das Allgemeinwohl arbeiten.“
Da auch Moorcocks Michael Kane vom Alten Mars zu den Inkarnationen des Ewigen Helden gerechnet wird – so wie Elric, Corum, Erekose und Mr. Cornelius – stellt sich mir hier die Frage, ob nicht auch Sojans und Kanes literarischer Vater, John Carter, bereits eine Form des Ewigen Helden darstellt. Eine interessante Idee für einen anderen Abend, wenn ein anderes Buch in meiner Hand liegt…

Freitag, 20. März 2015

Flash Fiction :: Die Ägyptische Verschwörung

"Die Typen an der Ecke verticken momentan echt krasses Zeug, Clithni, Mnophka, reine Phantasienamen, Drogen vom Pluto… einmal auf dem Trip, kannste Dich außerhalb der Zeit bewegen, und siehst den ganzen Scheiß als Beobachter von außen, wie in einem Museum oder einem Comic, jeder Moment eingefroren in einem Panel, Vierfarbmagie, kirbymässige Sciencefiction, Flachreliefs aus Tachyonenpixeln, die Ausstellung von Ptah dem Bildner… die Zeit hat dann keine Macht mehr, das höchste High, dass Du Dir vorstellen kannst, ab und weg in die Heutemorgengesternwelt, keine Grenzen, keine Gesetze im ewigen Frieden des Nyarlat… der erste Hit ist immer umsonst, aber Du kommst immer wieder für mehr.“

„Damit finanzieren sie ihren Heiligen Krieg, Mann, denen ist jedes Mittel recht. Es ist alles ein Trick, finster, Mann, aber Du kriegst auch nicht raus auf welcher Seite sie stehen. Alles Agenten des Ägyptischen Reiches… all die Typen in den bunten Kostümen, superstark und unverwundbar durch ägyptische Magick… Shazam, Ibis, Lamesis… der Goldhorus wiedergeboren…. Ein ägyptischer Prinz fliegt auf Falkenschwingen über New York City, der alte Zauberer tief unter Fawcett City, am Ende der U-Bahn... die Pharaonen sind nie gestorben, und regieren die Welt seit sechzig Jahrhunderten… zusammengestückelte Mumien, künstlich erzeugt durch die Verbindung menschlicher Rümpfe und Gliedmaßen mit Tierköpfen… unter der Großen Pyramide haben Sie ein Tor in die Hohlwelt erbaut, Nitokris herrscht da, die raffinierte Nitokris, die die Schleusen öffnen ließ, und der Schwarze Pharaoh… das Gesicht einer Sphinx, oder gar kein Gesicht, alles im ewigen Frieden des Nyarlat.

„Ich habe es gesehen, von außen: Vierfarbmagie, wie in einem Museum. Zeit beschämt, Geist verwirrt, das Verständnis dunkel… finster, Mann… Das ist nicht tot, das ewig lügt… die größte Verschwörung aller Zeiten, ägyptische Maurerei, Thelema, das Auge im Dreieck… die Pharaonen sind nie gestorben, und regieren die Welt seit sechzig Jahrhunderten… Ägypten, Het-ka-Ptah, das Haus der Seele des Ptah, Mizraïm, das Schwarze Land Khemet, die Erben der Schlangenkönige Stygiens… Sie führen ihren heiligen Krieg außerhalb der Zirkel der Zeit… wir sind für sie alle nichts als Barbaren, Nomaden im Roten Land, der Wüste Deshret, das Verlassene Land, desertum… Vierfarbmagie, Mann… das Blaue Land und das Gelbe Land haben lange nichts von sich hören lassen… CMYK, CMYK, Mann, die Droge vom Pluto… Der erste Hit ist immer umsonst, aber Du kommst immer wieder für mehr…“


Flashfiction, aus den Notizen zu "Der Insider" (Arbeitstitel)

Sonntag, 1. März 2015

Monthly Blog

Ich schleppe dieses Zitat schon eine ganze Weile mit mir rum... dankeschön, Internet, seit es Dich gibt, brauchen wir keine Drogen* mehr. Das hat aber nichts damit zu tun, warum ich die letzten Wochen hier nichts hinterlassen habe. Die virtuelle Welt ist eh ein Irrenhaus, Wikipedia ein Downer, Fanfiction Kokain etc, etc. Warum ganze Sätze, wenn. Und wer braucht schon den Februar in seinem Resumé?

"Die Betroffenen haben häufig das Gefühl, dass sie trotz Überlastung nicht viel erreichen oder bewirken. Es mangelt an den Erlebnissen des Erfolges. Weil die Anforderungen quantitativ und qualitativ steigen und sich ständig verändern, erscheint die eigene Leistung im Vergleich zu den wachsenden Anforderungen gering. Diese Diskrepanz zwischen Anforderungen und Leistungen nimmt der Betroffene als persönliche Ineffektivität bzw. Ineffizienz wahr. Dies ist mit eine Folge der Depersonalisierung, weil die Betroffenen sich von ihren Klienten entfernt haben und auf deren Erwartungen nicht mehr wirksam eingehen können. Darunter leidet der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit." >>>

Auch ohne das schönreden zu wollen - man muss ja auch nicht immer alles positiv sehen - ein bequemerer Stuhl tut manchmal Wunder, und außerdem warum eigentlich Glaube? Ist das nicht das Grundproblem? Die Depersonalisierung besteht vor allem darin, dass es kein Wissen mehr um den Sinn der Tätigkeit gibt, im Sinne erlebbarer, fühlbarer Erkenntnis, sondern dass dieses durch eine Art Religion ersetzt wurde.

Solange man nur an sich und den eigenen Sinn glaubt, ohne Gewissheit (Gnosis) zu haben, kann dieser Glaube wie jeder andere jederzeit zerbrechen - wenn Gott gut ist, warum geschehen dann schlimme Sachen? Und wenn das, was ich mache, so toll ist, warum geht es mir dann so dreckig? Und wiederum der ewige Gesang des Plattwurmes: Warum ich? Warum ich? Das ist das Problem mit jeder Art von Glauben oder Gott. Dem ist der eine kleine zerbrechliche Plattwurm ziemlich, sagen wir mal, scheißegal. Da sollte man lieber die Perspektive wechseln, auf Erden, nicht im Himmel, diesem sagenhaften Ort von Renten und zusätzlichen Gratifikationen.

Denn: wenn Du Dich ausbrennen lässt, warten dennoch keine Jungfrauen auf Dich. Und Walhalla hat dichtgemacht.

* Im klinischen Sinne, d.h. als Medikament zu verstehen.