Donnerstag, 31. Juli 2014

Dailyblog

Beim Plündern der weltweiten Bibliotheken gemeinfreier Texte gefunden...

Leben hätte er mögen unter Menschen, die das alte Laissez-faire, Laissez-aller zu ihrem Leitspruch gemacht hatten, nicht in dem alten, beschränkten Sinne, den die Nationalökonomie dem Wort gegeben, sondern in dem weiten, anarchischen des »leben und leben lassen«, unter solchen wie der gewesen sein mochte, der gesagt hatte – was für ein guter Anarchist war er sicherlich gewesen! –: »Ich bekümmere mich kaum um meine eigenen Angelegenheiten, geschweige denn um die der anderen« ... Und wie gut müßte es sich nicht leben lassen in jener sagenhaften Abtei von Thelema, über deren Eingangspforte als einziges Gebot stand: »Tue, was dir gefällt!« – Denn alles Elend der Welt, mehr und mehr erkannte er es, kam im Grunde nur daher, daß sich ein Teil der Menschen anmaßte, die Verantwortlichkeit für den anderen Teil zu übernehmen, ihn zu erziehen, zu beaufsichtigen, zu gängeln, zu leiten, zu – regieren. Oder vielmehr daher, daß sich dieser andere Teil diese unverschämte Bevormundung gefallen ließ, statt die Ungerufenen und Ungebetenen samt und sonders zum Teufel zu jagen!
Aus: John Henry Mackay, Der Freiheitssucher (1920)

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