Sonntag, 5. April 2009

Flash Fiction :: Paramentation

In dieser für den Materialismus so empfänglichen Ära des megalomanen Betons drohen metaphysische Gefahren den Großstädten. Eine äußerst morbide und miserable Existenz, auf großen Parkplätzen, in engen Gassen und breiten Straßen. Unter ihnen liegt Dunkelheit wie ein Knebel über dem Gesicht...

Wenn das Unterbewußte nicht empfänglicher wird, sondern in den sterblichen Überresten verbleibt, wenn auch nur spurenweise...

Wenn die Grenzen der 'Vernunft' von der instinktiver Wahrnehmung relativiert werden, dass Energie durch den Tod nicht freigesetzt wird...

Es ist die Gefahr der Paramentation, in der megalithische Gebäude Vorboten waren, aggressiver und gefährlicher als Spinnen und Wiesel. Schreckensvisionen des 20. Jahrhunderts: der demoralisierende Terrorakte; das Gefühl von Gegenwart, obwohl man alleine ist; ohne Individualität und Selbstwahrnehmung.

Im megapolitanischen (oder nekropolitanischen) Zeitalter, das schmarotzerhaft nicht nur an artifizielle Strukturen gebunden ist, liegen wir unter multipotentem Großstadt-Müll begraben. Diese Elementare unterliegen nicht mehr dem Erdgeist, sondern einer NEOPYTHAGORÄISCHEN METAGEOMETRIE – dem Anti-Gott der Städte und des Asphaltes.

Es hierbei offensichtlich, daß die Stadt nicht bloß etwas Unnatürliches ist, sondern der moderne Avatar des primordalen Schrecken des homo sapiens vor den Gefahren des Unbekannten. Diese ‚Paramentale’ haben ihre materielle Basis im Netzwerk des Asphaltes ebenso in den schieren Massen von Stahl, eine komprimierte Form von zweckentfremdeter Lebensenergie, wo sie als entfremdende Übel unserer Monster-Städte erscheinen.

Sie wuchern in artifiziellen Substanzen aus Menschenhand, in dessen neuartigen "Strukturen" Wesen entstehen konnten, von denen der Dichter spricht.

Eine Anhäufung von quasi vergewaltigter Energie – astrales Anti-Leben – das schrille Winseln von neuen Zwischenwesen – geboren aus den artifiziellen Konstrukten eines der geistigen Thanatotopen.

Dies sind die alarmierenden pseudowissenschaftlichen Theorien, wodurch wir auf eine gewisse Weise an den Tod gewöhnt und auf ihn vorbereitet werden. Dies sind die wahnwitzigen Visionen einer utopischen Gesellschaft! Ergibt sich hier die Möglichkeit einer unendlichen Verlängerung dieses Lebens-im-Tode? Sicherlich ist dies ein Phänomen, welches als beängstigend empfunden wird, besonders nach Einbruch der Dunkelheit.

Ohne Vitalität oder auch nur Bewußtsein, wird eine pseudowissenschaftliche "Magick" gewirkt, bei der paramentale Wesen azoischen Ursprungs „gezüchtet“ werden. Wo solche Desaster sich vervielfältigt haben, drohen larvale Entitäten, "MonsterStädte" – die die Brutstätte des Anti-Lebens erhebt sich in gewalttätigen Revolution. In dem schlechten Licht waren die Farben. Wir brauchen einen Schwarzen Pythagoras, der große Menschenansammlungen jeder Art sucht, damit ihre nach Verwesung stinkenden kreischenden Songs, ihre paranoide Grundschwingung angemessen werden kann!

Dies ist nicht ein paranoides Wahngebäude ,sondern seiner Antithese. Durch die Angst vor den Gefahren der nächtlichen Großstadt, der Personifikation des Artifiziellen als Gegensatz zum Organischen, wird etwas Krankhaftes Bedrohliches geboren.

In der Artifiziellen Welt gibt es keine Reinheit, sondern nur die Geburtstätte von geistigen und körperlichen Krankheiten in Glas und Beton.

Sie sind die „Geister der Städte“, die mit Menschen nicht mehr viel gemeinsam haben. Da wir modernen Stadtmenschen bereits in Gräbern leben, die „nachts auf Stelzen durch einsame Gassen schleichen“, den Geistern der Thanatotopen, deren mentaler Druck die heutigen Großstädte kennzeichnet.

[Beim Aufräumen gefunden, eine Wortmeditation über einige Ideen aus Fritz Leibers "Herrin der Dunkelheit", geschrieben Anfang Dezember 2003]

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