Samstag, 20. Juli 2013

Die Untoten des Internets

Vielleicht haben Sie es ja schon gehört, demnächst wird iGoogle, der personalisierten Startseite von Google, der Garaus gemacht.
Über Sinn und Zweck dieser Entscheidung mag man streiten, bei einem kostenlosen Service darf man natürlich nicht zu viel erwarten. Aber ich glaube, ich weiß jetzt auch, warum es Zeit wird, diesem Produkt den Saft abzudrehen...

Ich habe es die ersten Monate nicht wirklich bemerkt, aber jeden Morgen, wenn ich den Rechner anschaltete, warnte mich der Newsfeed von stern.de in iGoogle vor einer schrecklichen Katastrophe:


Pakistan: Zahlreiche Arbeiter fallen Fabrikbränden zum Opfer Zwei Feuer haben in Pakistan viele Menschen das Leben gekostet. In einer Textilfabrik in Karachi starben mehr als 100 Arbeiter, in einer...
Nach ein paar Wochen fing es an, unfreiwillig komisch zu werden: Ach, brennt schon wieder eine Fabrik in Pakistan? Kein Wunder, dass die Leute da lieber Opium und Atombomben anbauen, ehrliche Arbeit zahlt sich nicht aus... haha, hey schau mal, es gab schon wieder zwei Feuer in Pakistan, die können gar nicht mehr aufhören...

Nach ein paar Monaten hörte es auf, komisch zu sein. Da waren also diese mehr als 100 armen Schweine, die für alle Ewigkeit im Internet weiter brannten. Jeden Morgen, wenn ich den Rechner anschaltete, wurden sie mir wieder in Erinnerung gerufen. Da waren sie, die Untoten des Internets, durch einen Programmierfehler dazu verflucht, jeden Tag erneut in der Vorstellungskraft des unaufmerksamen Lesers in Flammen aufzugehen:

Pakistan: Zahlreiche Arbeiter fallen Fabrikbränden zum Opfer. Der Artikel, auf den dieser Link verweist wurde am 12. September 2012, 09:32 Uhr verfasst. Seitdem brennen sie.

Ich denke, es ist gut, dass iGoogle im November 2013 gelöscht werden soll. Vielleicht finden sie dann Frieden.

Außer natürlich, jemand kopiert diesen Artikel und veröffentlicht ihn neu.

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