Helden, die mehr als nur ein Stirnrunzeln hervorrufen: Erfindungslust, die Amok läuft. Eine lose Serie von Kurzartikeln.
Die "Interplanetare Romanze", diese Art von vergnüglichem Eskapismus, hat eine Stärke, die gleichzeitig ihre Schwäche ist - das haben wir uns vielleicht schon gedacht - es gibt viel zu wenig Planeten für all die kompetenten und halbbekleideten Abenteuerer, die auf ihnen gar nicht bekleidete Prinzessinnen vor inkompetenten Schurken und Abscheulichkeiten retten müssen. Für jeden Abenteurer wird eine neue Variationen von Mars, Venus oder Mond erfunden, sehr oft mit ähnlicher Melodie, wie die Variationen von Diabellis Walzer.
Inzwischen weiss man natürlich soviel über den Weltraum und unsere nachbarwelten, dass die Visionen von Mars, Venus, Mond etc, die in der Pop-Kultur auftauchen, bestenfalls als Parallelwelten erklärt werden können. Die eher esoterisch ausgerichteten Schreiberlinge faseln etwas von "Astralwelten", und da kann man natürlich auch nichts gegen sagen.
Es gibt natürlich keine Kontinuität zwischen diesen imaginären Welten verschiedenster Autoren - höchstens eine Kontinuität der Ideen - und manchmal nicht einmal diese. In den Comics ist es ganz schlimm, hier tauchen innerhalb des "Universums" des gleichen Verlages oder vielleicht sogar der selben Serie eine kunterbunte Vielfalt von grünen Männchen und schurkischen Ausserirdischen auf, die in scheinbarer Unkenntnis ihrer Nachbaren agieren. Es gibt halt nur einen Mars, aber anscheinend wird dieser immer wieder von einer anderen Spezies bewohnt. Monatlich wechselnd. Oder so.
Schade, dass es diese Kontinuität nicht gibt, und schade, dass man diese "Astralwelten" nicht erneut besuchen kann.
Beim Durchblättern meiner Comicbibliothek bin ich auf etwas gestoßen, was gleichzeitig so absurd und gleichzeitig faszinierend ist, dass ich mir das mal abgeschrieben hatte. Es ist eine Geschichte aus All-Star Comics #13, October-November 1942, also mitten aus dem zweiten Weltkrieg, als die legendäre Justice Society of America auch unter dem namen "Justice Battalion" agierte und sich regelmäßig mit den bösen Nazis oder anderen geo- oder sozialpolitischen Problemträgern anlegte. In dieser berückend seltsamen Geschichte mit dem Titel "Shanghaied into Space" (Entführt in den Weltraum?) haben die Nazis endlich einen narrensicheren Plan gefunden, diese vermaledeiten Gutewichte zu besiegen: Ein deutscher Ingenieur namens Gootsden baut ein paar Raketen, mit denen man die irritierenden Helden & Superhelden in den Weltraum schiesst. Alle weg, Klappe zu, Affe tot, und der Führer freut sich.
Die Helden landen auf
- Merkur (beherrscht von großen intelligenten Spinnen)
- Venus (regiert von einem Matriarchat von Frauen mit Schmetterlingsflügeln)
- Mars (von Menschen regiert)
- Jupiter (beherrscht von Menschen, die in Roboterkörpern eingeschlossen sind; der Rote Fleck ist ein titanisch lebender Parasit)
- Saturn (von Menschen regiert)
- Neptun (beherrscht von humanoiden Pflanzen unter der gefrorenen Oberfläche)
- Uranus (beherrscht von menschlichen Gehirnen, die in kristallinen humanoiden Körpern eingeschlossen sind)
- Pluto (von unterirdischen Menschen regiert; Planet ursprünglich aus einem Sonnensystem namens Andromeda, aber in unsere Sonnenbahn gerissen)
Ja, Mars und Saturn sind wieder die ödesten Planeten... die alten Übeltäter... Vage vertraut, trotzdem eigenwillig... Und Mensch, wenn das so einfach ist, warum nicht gleich in die Sonne schießen? So bekommen die Helden des Goldenen Zeitalters der merkwürdigen Kostüme auf jedem Planeten, auf dem je einer von ihnen landet, die Chance, der lokalen Bevölkerung zu helfen und von ihnen unterstützt, zur Erde zurückzukehren. Und von Gootsden und seinen interplanetaren Super-V2s hört man nie wieder. War der Führer wahrscheinlich eingeschnappt, weil nie etwas klappt, wenn man es nicht selber macht.