Donnerstag, 31. Mai 2007

Fanboy :: 3 x Datajunkie

Blogwatch :: Drei Einträge, die mir heute Nacht die Zeit versüsst haben, willkürlich und ganz subjektiv ausgewählt. Heute zu Besuch bei: DATAJUNKIE:

  1. Datajunkie: Kirby DC Kover Kollecktion: "Pop Art, optische Attacke und Quintessenz eines Mediums - eine coole Zusammenstellung von Titelbildern der Serien, die Jack Kirby in den 70ern für den DC-Verlag schuf!"
  2. Datajunkie: Perry Rhodan Mega-Post!: "Die wenigsten Leute wissen, dass Perry Rhodan nicht nur die grösste SF-Serie, sondern ein echter deutscher Exportschlager ist. Hier eine extrafette Zusammenstellung der Titelbilder der amerikanischen Ausgabe. Poppiger, fetziger, seltsamer als das Original!"
  3. Datajunkie: William Gibson AKA Maxwell Grant (Re-Post) - "Klein aber fein: eine biographische Skizze des Bühnenzauberers und kongenialen Pulpautoren William Gibson - der Mann, der den Shadow zum Leben erweckte."
Die ersten beiden Einträge bestehen naturgemäß aus sehr vielen Grafiken und könnten eine etwas längere Ladezeit verursachen. Aber wie bunt, wie geil.

Dienstag, 29. Mai 2007

Die Dunkle Seite

»Schon wieder tot«, Schneider, Brian: "Wer gegen die schwarze Seite des Manas kämpft, ist einer fürchterlichen Bedrohung ausgesetzt und braucht eine ungeheure Lebenskraft, um den tödlichen Zaubersprüchen zu trotzen. Schwarzes Mana ist eine mächtige Waffe – und für die eigene Seite möglicherweise der Schlüssel zum Erfolg."

Wie bitte? Schwarzes Mana? Das klingt aber so normal, oder? Wer will mir denn jetzt schon wieder an den Hals?

Nach kurzem Herzstillstand Entwarnung: Es geht nur um Magic, das Kartenspiel. Gibt es das noch? Als junger aufstrebender Tempelritter habe ich das immer gerne mit meinem Bischof gespielt, der mit Vorliebe seine Aussätzigen auf mich angesetzt hat.

Hmm, das klingt jetzt aber auch nicht besser.
Ich muss weg.

Lakritz und Gurken

So wanderte ich also durch die dämmernden Vorstädte, das Haupt gesenkt und voller Gedanken, als plötzlich ein älterer Herr von der Theosophischen Gesellschaft aus dem Gebüsch sprang und mir die Mündung einer .45er an die Schläfe drückte.

„Auf ein Wort, Herr Gruner“, raunte er, und ich spürte seinen Vegetarieratem mit mildem Druck in meiner Ohrmuschel. „Man kommt nicht umhin, den verächtlichen und deprimierenden Tonfall zu bemerken, mit dem sie die Welt kommentieren. Wo ist die Schönheit abgeblieben, wo der Optimismus, wo das den Menschen Erhebende? Ich glaube, Sie hängen zu oft mit tibetischen Dämonisten ab.“

„Ja, aber…“, begann ich, aber der sich schlagartig verstärkende Druck des kalten Metalles auf meiner Haut ließ mich verstummen.

„Haben Sie schon mal an die heilende Kraft des Mantras gedacht?“

Ich blinzelte mir die Tränen aus den Augen. „Bitte was?“

„Ein heiliges Mantra kann auch sie wieder auf den rechten Pfad führen und Ihnen Harmonie und Frieden verleihen, Herr Gruner“, sagte der alte Mann, und seine fein manikürte Hand zitterte voller Begierde. „Sprechen Sie mir einfach nach:

Om Tryambhakam Yajamahe
Sugandhim Pushtivardhanam
Urvarukamiva Bandhanan
Mrityor Mukshiya Maamritat.“

„Ich kann Ihnen nicht wirklich folgen“, murmelte ich. „Nichts gegen Sanskrit, aber für mich klingt das alles nur nach Lakritze. Was genau soll das bedeuten?“

In diesem Moment blickte ich wahrscheinlich dem Tode ins Angesicht. Der alte Mann zitterte am ganzen Körper, sein eines Auge kniff sich zusammen, und ich wusste, dass er erwägte, mir das Hirn mit einem nebensächlichen Zucken des Zeigefingers aus dem Schädel zu blasen.

Dann trat wieder Klarheit in seinen Blick, und er leckte sich die Lippen.

„Ja, ähem, ja, also man könnte das so übersetzen… das ist natürlich eine sehr freie Übersetzung, und lässt die Feinheiten vermissen… (räusper) Om – wir verehren den dreiäugigen Siva, der wohlriechend ist und alle Wesen ernährt. Möge er uns vom Tod befreien und uns dazu reif machen, zur Unsterblichkeit zu gelangen, genau wie eine reife Gurke von der Pflanze abfällt.“

„Ohja, das erklärt ja wirklich alles. Ich fühle mich schon viel besser.“

„Tatsächlich?“

„Nein. Gurke? Erschieß mich.“

Montag, 28. Mai 2007

M steht für Magie?

Und ich dachte immer, M steht für Mord, oder Monster (wenn man Larry Brent glauben mag), oder für das Oberhaupt des Britischen Secret Service...
Seit einigen Wochen verärgert mich die Amazon-Werbung auf diesen Seiten, dass sie mir den Mund wässrig macht mit einer Neuerscheinung des kongenialen Neil Gaiman. Aber erscheinen soll das Werk erst im Juli. Gemein, sowas. Aber sei's drum, die paar Wochen werde ich wohl noch aushalten können.

Resumee | Plotreste | Merkwürdige Meeresgötter

Drei sind die Kinder, die Pontos, der Urgott des Meeres zeugte:

Nereus ist der alte Mann der See, Herr über den Fischreichtum, der an der Seite seines Weibes Doris und seinen 50 Töchtern, den hilfebringenden Nereiden, in einer silbernen Höhle der Tiefe der Ägais herrschte. Er ist der Weise des Meeres, ein Gestaltwandler und Prophet, der die Zukunft vorhersagen kann, ein alter Mann mit einem hölzernen Stab, umgeben von einer Schaar seiner Töchter, ein sich ringelnder Fischschwanz anstelle der Beine. Die Nereiden sind schöne Jungfern, umgeben von Delphinen, oder auf ihnen oder den heiligen Hippokampoi reitend, die Schiffern und Fischern hilfreich zur Seite stehen können. Und war Nereus nicht vielleicht auch der Vater jenes mysteriösen Menschengottes Glaucos mit der blauen Haut und dem kupfergrünen Haar?

Der grosse Thaumas (Wunder) ist der alte Mann, der über die Wunder der See gebietet. Sein Weib ist Elektra, die bernsteinfarbene Wolke, seine Töchter Iris, der Regenbogen, und die Wirbelwinde oder Harpyien: Aellopous, Celaeno, und Ocypete.

Der stolze Phorkys (Robbe) ist der Gott, der über die Tiefen des Meeres herrscht: Zusammen mit seinem Weib Keto (Wal) zeugte er die schrecklichen Gottungeheuer der Meere: Skylla die Krabbe; die flinke Thoosa, Mutter der Kyklopen; den starkströmenden Ladon, die hundertköpfige Seeschlange; die drachenartige Viper Echidna, die über die übelriechenden und giftigen Gewässer herrschte; die grauen Graien des Meeresschaumes, und die schrecklichen Gorgonen, deren versteinernder Blick tödliche Felsen und verborgene Riffe schuf. Phorkys ist grauhaarig und mit einem Fischschwanz versehen, mit krabbenartiger spitziger Haut und krabbenartigen Vorderbeinen. Sein Attribut ist eine Fackel.

* * *

Freundlicher sind die Kinder des Poseidon und der Amphitrite: Triton, der Meereskentaur, der beständig auf seinem Muschelhorne bläst, das Meer aufwühlend. Auch er ist ein göttliches Mischwesen: Sein Oberkörper ist der eines Menschen mit den Vorderbeinen des seinem Vater heiligen Pferd, sein Unterkörper ähnelt jedoch einem Delphin.

Tritons Schwester Benthesikyme, so sagt man, heiratete den König von Äthiopien, obwohl sie eine Unsterbliche war, der ihr Vater die Gabe zu prophezeien, und auf dem Wasser zu gehen, verliehen hatte.

Die andere Schwester des Triton war Rhode, die den Sonnengott Helios heiratete und nach der die berühmte Insel benannt ist – die Nymphengöttin des Lichtes und der Feuchtigkeit, die ebenso wie ihre Verwandten den Schiffer aus der Not erretten oder ihn im aufgewühlten Meeer zugrunde gehen lassen konnte. Sie begleitete ihren Gemahl auf seinem Wagen, so dass auch bei ihrem Namen in der ganzen Ägais heilige Eide geschworen wurden.

* * *

Die Telchinen, so sagte man, waren vier mysteriöse Magier-Schmiede und Seedämonen an den Inseln von Keos und Rhodos. Sie erfanden die Kunst der Metallurgie und erschufen die Sichel, mit der Kronos seinen Vater Ouranos kastrierte und später den magischen Dreizack, mit dem Poseidon Erdbeben hervorrufen konnte und Berge in die See warf, um Inseln zu erschaffen. Diese seltsamen Seedämonen wurden manchmal beschrieben als mit den Köpfen von Hunden und Fischflossen anstelle von Händen. Die Namen von zwei von ihnen waren Damnameneus und Skelmis.

Resumee | Plotreste | Tezcatls Name

Der Name des Zauberers Tezcatl ist abgeleitet von der alten Gottheit Tezcatlipoca, der Geist der Dunkelheit, dem Herren der Nacht und des Nordens, der Hexerei und des Raubes, der Zwietracht und des Krieges. Sein Name bedeutete „Rauchender Spiegel“ – es ist dieser Rauchende Spiegel, der der Quell und Garant von Tezcatls finsterer Macht ist.

Der Name des Spiegels ist Itlachiayaque oder „Der Ort von dem er zusieht“, und er ist in beständigen schwarzen Rauch gehüllt. Der Rauchende Spiegel sieht alles und tötet alle Feinde, er sucht die Sünder mit Armut und Krankheit heim und belohnt die Tugendhaften mit Reichtum und Ruhm. Wie die Welt böse ist, ist auch der Gott des Bösen einer der Herren der Welt: Der Schwarze Tezcatlipoca, so sagt man, ist der Schatten des Weissen Tezcatlipoca (Quetzalcoatl) – sie sind die Herren der Dualität, zwischen ihnen ist die Welt aufgeteilt.

Tezcatlipoca wurde als unheimliche Gestalt dargestellt, sein Gesicht unkenntlich gemacht von einem schwarzen Streifen Kriegsfarbe, sein rechter Fuß, den er sich an den Toren der Unterwelt abgeklemmt hatte, ersetzt durch den namensgebenden schwarzen Obsidianspiegel. Welchen Namen der Gott trug, bevor er verstümmelt wurde, ist nicht überliefert. Aber er wird auch durch andere Namen beschrieben: Yohualli Eecatl (Nachtwind), Necocyaotl (Der Zwist auf beiden Seiten sät), Tloque Nahuaque (Herr das Nahen und Nähsten), Ipalnemoani (Er durch den wir leben) und Titlacauan (Wir sind seine Sklaven).

In anderen Darstellungen trägt er den Rauchenden Spiegel auf der Brust – sein abgetrennter Fuß wird hier durch einen Hirschhuf ersetzt, um seine unheimliche Behendigkeit zu betonen.

Er ist der Geist der Dunkelheit, er gebietet über die Dunkelheit des Schicksals, sein Totem ist der Jaguar inmitten des nachtdunklen Waldes.

Resumee | Plotreste | Tezcatl

Rahmen: Bei der vollkommenen Umarbeitung meiner Arullu-Geschichten [ja, auch mit der Geographie der Sterbenden Erde bin ich nicht mehr so zufrieden…] habe ich drei Kurzgeschichten wieder ausgegraben, die ich hier die Haimeergeschichten nennen möchte, da sie alle an und unter diesem Gewässer und dem benachbarten Land Mech spielen. (Nicht Mexé, wie ich irrtümlich in Erinnerung hatte – wie gesagt bin ich mit der Geographie auch nicht mehr so zufrieden.) Jede der Geschichten für sich ist gerade noch so zu ertragen, zusammen fällt leiden sie darunter, dass die Katastrophe wie immer das Ziel ist und es einfach kein Happy End gibt. Das typische Dilemma der typischen Weird Tale. Ich hatte die vage Idee, aus diesen drei eher faden Geschichten eine neue und auch für mich interessantere zu schaffen.

Vorgehen: Ausgehend von der Hauptfigur der drei Geschichten - einem unsterblichen Hexer namens Tezcatl, der unter dem Haimeer lebt – machte ich mich daran, die Szenerie weiter zu entwickeln, in der festen Überzeugung, dass sich hier schnell eine weitere interessante Geschichte herausschälen wird. Schwerpunktthema waren hier a) der dem Hexer den Namen verleihende Tezcatlipoca und andere Aspekte der aztekischen Mythologie, und b) Götter und Kreaturen des Meeres, um den das Haimeer bewohnenden Wesen einen soliden Stammbaum zu schaffen.

Kontext: So machte sich einer der ältesten und schrecklichsten Magier jener Zeit, der einäugige Tezcatl von Mech bereit, sein Vermögen an wertvollen Steinen und angstvollen Weistümern ferner Sterne vor dem grimmen Zugriff der Zukunft in Sicherheit zu bringen. Machtvoll war der Alte, und auf sein Geheiß erschufen hundert schwarze Geister eine große Galeere aus rauchigem Glas und beluden sie mit den Schätzen Tezcatls, des Mächtigen, von dem man noch nach Jahrhunderten in Mech raunte, er sei einer der wenigen gewesen, die die schroffen Zinnen der Höllenzitadelle Gartangur lebend wieder verlassen hatten.

Sonntag, 27. Mai 2007

Resumee | Der Tod des Egozines

Glauben Sie an das Karma von Namen? Ich nicht. Aber natürlich hat das Universum eine ganz andere Meinung, und neigt dazu, sich so zu verhalten, als ob selbst der schlimmste Aberglauben Realität ist. Wenn man also wie ich ein gebürtiger Hamburger ist, den Vornamen eines berühmten Publizisten hat, und den Nachnamen eines der größten Verlagshäuser der Stadt, muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann entdeckt, dass man eine unheilige Neigung dazu hat, die Umwelt mit eigenwilligen Publikationen zu terrorisieren.

In meinem Falle tatsächlich, sobald ich einen Stift halten konnte. Meine Grundschullehrer waren höchst perplex. Aber das waren sie immer. (Die meisten dieser handgeschriebenen und handkolorierten Zeitschriften mit der Auflage von 1 Exemplar habe ich inzwischen erfolgreich vernichten können – schade eigentlich, es waren interessante Newsletter einer Parallelwelt, in der ich und meine Schulkollegen auf dem Pausenhof neue Städte gründeten und die Macht in Norddeutschland übernahmen. Komplett mit Miliz und Solarer Garde, was auch immer das bedeutet…)

Die Einführung des Kopierers in den Schulbetrieb ließ die Auflage in ungeahnte Höhen schießen (5 oder 10 Exemplare! Wow!), und aus den wirren Berichten über eine eigene Parallelwelt wurden wirre Berichte über eine fremde Parallelwelt. Ja, die Welt des Fanzines hatte uns eingefangen, und für ein paar Monate lang zelebrierten wir die Pose des Fans, der über die Vorzüge und Nachteile des Posbi-Zyklus zu philosophieren wusste, aber ansonsten nichts eigenes auf die Reihe kriegt. Glücklicherweise war der Schritt vom Fanzine bis zum Egozine, dieser besonderen Abart von Magazin, die meist nur von einer Person herausgebracht wird und nichts anderes darstellt als seine eigene rein subjektive Meinung und Kreativität, nicht groß.

Das erste Egozine, das ich herausgebracht habe, nannte sich „Star Rider“ und druckte eigentlich nichts anderes als Kurzgeschichten und Fortsetzungsgeschichten von mir und meinem Kollegen, illustriert und gesetzt von meinen bescheidenen Fähigkeiten. Und daran hat sich eigentlich bis vor einiger Zeit nicht viel geändert, auch wenn die Themen und das Format sich mit den Jahren wandelten und die Technik, die Auflage und die Qualität erstaunliche Fortschritte machen sollte. Und ich mache mir da nichts mehr vor: Bei allen Publikationen habe ich nicht nur das Layout und den Satz alleine hergestellt, sondern auch den Grossteil aller Artikel. Natürlich haben auch andere Leute teilweise hervorragende Artikel veröffentlicht, die Herstellung und der Vertrieb blieb dann aber auch immer wieder ausschließlich bei mir hängen. Dammichtes Egozine, und dabei war das für meine Ego nicht einmal besonders förderlich. Können Sie sich vorstellen, wie deprimierend und ärgerlich es ist, dauernd das Gefühl zu haben, bei „gemeinsamen“ Projekten immer die ganze Arbeit alleine machen zu müssen?

Glauben Sie an das Karma von Namen? Ich nicht. Und dennoch habe ich fast 20 Jahre lang obskure Egozines produziert, weil es mir ein obskures Bedürfnis war, meine Ideen und Geschichten in print zu sehen. Dass ich irgendwann mein Geld mit DTP und ähnlichem verdiente, hat dem natürlich nicht geschadet – man könnte sogar sagen, dass das Egozine die Wiege meiner typographischen Karriere war. (Ein Teufelskreis, nicht wahr? Oder eine Katze, die sich selbst in den Schwanz beisst.) Irgendwann konnte ich es mir dann sogar erlauben, mit meinen Vorlagen von „Schwert & Stab“ zu einem Drucker zu gehen und ihn anzuweisen, davon ein halbes Tausend Exemplare zu drucken. Mein Drucker war höchst perplex. Aber das war er immer.

Vielleicht gibt es doch so etwas wie eine Magie von Namen – wenn ich mich jetzt zurücklehne und den Stapel zerfledderter Heftchen ansehe, die neben mir liegen, muss wohl irgendetwas wie ein magischer Impuls dahinter stehen. Ansonsten kann ich es mir nicht erklären, nicht einmal, warum die Titel aller Zeitschriften, egal zu welchem Thema sie waren, immer mit dem Buchstaben „S“ anfangen mussten, selbst die Vereinszeitschriften, die ich betreute und teilweise immer noch betreue. Nun ja, ich war jung und hatte das Geld. Heutzutage, auch gerade bei den Schwierigkeiten, die mir die Veröffentlichung der letzten Magazine verursachte, muss ich wohl feststellen, dass die Zeit der Egozines auf jeden Fall für mich vorbei ist. Die Titel sind ausgelaufen, und ich werde wohl für längere Zeit keine Magazine nur für den Hausgebrauch machen. Die Zeit und das Geld, das ich in der Jugend im Übermaß hatte, teile ich mir jetzt lieber ein wenig besser ein. Mein Herzblut liegt jetzt bei anderen Sachen, und es bleibt ja immer noch die Vereinszeitschrift.

Und schließlich, das Weblog ist auch nichts anderes als die Fortsetzung des Egozines mit anderen Mitteln.

Fanboy :: 3 x Random Panels

Blogwatch :: Drei Einträge, die mir heute Nacht die Zeit versüsst haben, willkürlich und ganz subjektiv ausgewählt. heute zu Besuch bei: RANDOM PANELS:
  1. Random Panels: Ch-Ch-Ch-Changes: "Jack Kirby - Meister der Transformation in drei Panels. Von Jekyll zu Hyde in einer überschaubaren Sequenz."
  2. Random Panels: FATTY FATTY BIG HEAD!!: "Fette Köpfe! Oder: In jedem großen Kopf steckt ein verrückter Verstand. (Andererseits gilt das Gehirn auch als grösstes Geschlechtsorgan, oder? Yuck.)"
  3. Random Panels: A COMPLETE BAT-WASTE - "Meme: Ein Haufen von Variationen zum Thema "Batman schreibt einen Abschiedsbrief, derweil ihm eine heisse Zähre die Wange herunterrinnt."

Mittwoch, 23. Mai 2007

Amadeus auf der Flusswelt (9)

Wahrscheinlich das vorhergehende Kapitel von Amadeus auf der Flusswelt (5) Keine Ahnung, wer weiß das schon? Ich arbeite hier nur. Okay, weiter im Text: die Lautstärke bitte hochdrehen:


„Schaffen wir so unsere Kultur? Aus den Echos ferner Stimmen? Aus den Gedanken, die schon einmal gedacht wurden, aus wiedergekäuten Ideen und halbverdauten Geschichten?“

Die Megatronik meldete sich.

„Auswertung der Hypersignale beendet. Mit dreiundachtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Notruf. Anzeichen für Verschlüsselung nicht erkennbar. Übersetzung ohne zusätzliche Informationen nicht möglich. Ende."

„Hm!" machte Amadeus. „Keine Angabe außer der Vermutung, es handle sich um einen Notruf. Das könnte bedeuten, es handelt sich um ein fremdartiges Volk."

„Hältst Du den Notruf für eine Falle?" fragte ‚Rock’ Sarastro.

Amadeus zuckte die Schultern.

Hiram Kobalt lächelte ironisch und sagte scharf akzentuiert: „Unverschlüsselter Notruf mit hoher Sendeleistung: zu primitiv für eine Falle, aber durchaus denkbar für die tatsächliche Notlage von intelligenten Lebewesen, die nicht mit unseren alten Bekannten identisch sind." Er rieb sich über die feine Narbe an seiner Stirn. In diesem Bereich der Galaxis hatten die Hyperkriege mehr als ein Opfer gefordert, und die Temponauten mussten sich vor den Mächten vorsehen, die hier hinter jeder Raumverwerfung lauern mochten: das kybernetische Universum, die klebrige Brut des

Auffordernd blickte er den Mann der Funkortung an, der ihn über einen Audiokanal anrief.

„Entfernung 332 Komma 93 Lichtjahre, Sir. Koordinaten!", kam die Rückmeldung.

Die dreidimensionale Projektion der Raumkoordinaten wurde eingeblendet: eine bunte Blume von Zahlenkombinationen, die entlang der bekannten Zeitströme auseinanderschwammen. Hiram erkannte, daß der Sender unterhalb der Kursebene der HOFFNUNG stand und zwar in Richtung des Galaktischen Zentrums. Shishmaref - nördlich der kosmischen Beringstraße. Er bedankte sich für die Meldung, dann wandte er sich Amadeus zu.

„Wir werden hinfliegen und uns umsehen. Unsere Aufgabe einer Gesamtvernetzung von Sicherheit und Entwicklungspolitik ist die richtige Strategie. Vielleicht können wir den Unbekannten helfen und sie uns zu Dank verpflichten."

„Ein bisserl Zucker für die ungewaschenen Massen, was?“

„Du sagst es, Bruder.“ Selbstgefällig summte Hiram vor sich hin.

Gleich nach dem Übergang in den Zeitstrom war eine Sonne auf den Chaos-Screens erschienen, dunkelrot und pulsierend, fast wie eine organische Masse. Sie stand fast im Zentrum des Schirms, und da die HOFFNUNG Kurs auf den Sender genommen hatte, deutete die Übereinstimmung darauf hin, dass er sich in dem System jener roten Sonne aufhielt.

„Kursänderung, Nightface!" befahl Hiram Kobalt. „Wir werden nicht eine Lichtstunde, sondern drei vor den Sendekoordinaten in den Normalraum gehen!"

Amadeus atmete erleichtert auf. „Du bist also doch skeptisch geworden, Hiram“, murmelte er zu sich selbst. „Ich würde aber an deiner Stelle noch mehr Zurückhaltung üben."

Hiram schüttelte den Kopf. „Zurückhaltung? Denkst Du, wir müssten uns fürchten?“

„Hoffnung ist immer untrennbar mit Furcht verbunden. Nur betäubt Hoffung, wie jede Art traditionellen Opiums, die Furcht. In katastrophalen Situationen, was man gemeinhin ironisch ‚hoffnungslos’ nennt, ist Hoffnung das einzige Schmerzmittel, das dem leidenden Menschen noch angeboten werden kann.“

„Ich bin für jeden Kick dankbar“, sagte ‚Rock’ trocken. „Ein paar Pillen?“

Die Zeit bis zur Rückkehr in den Normalraum verging quälend langsam.

Schließlich kamen die Klarmeldungen von den Geschützständen durch. Pneumatisch geladenen Hochgeschwindigkeitsblaster wurden hochgeladen, Impulsraketen, EMP-Werfer, fette Entropiegeschütze, 5-D-Halluzimaten und ein Paar Hochleistungs-Automatikgeschütze. Die HOFFNUNG bereitete sich auf einen Kampf vor.

„Es wird zweifellos wärmer“, sagte Nightface. „Die positiven Folgen werden lange auf sich warten lassen - die negativen dagegen passieren sehr schnell.“

Endlich fiel das Schiff der Temponauten in das vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum zurück. Die verschiedenen Ortungsgeräte begannen verrückt zu spielen.

Während die HOFFNUNG mit 0,33 % Lichtgeschwindigkeit auf die blutrote Sonne zujagte, wertete die Bordmegatronik die Ortungs- und Meßdaten aus. Genau drei Lichtstunden vom Eintrittspunkt entfernt, in Steuerbord, wurde die Quelle der Funkimpulse ausgemacht - gleichzeitig aber noch etwas anderes: die charakteristischen Energieemissionen starker Intervallaktivität, die Streustrahlung dreier unterschiedlicher Raumschiffstriebwerke und die Schockwellen nuklearer Explosionen. Leichen auf der Straße, zersplitterte Fenster, Trümmer überall.

Amadeus seufzte bedrückt. „Und da dacht’ man, man trifft auf intelligentes Leben…“

„Das ist alles Teil der Grossen Show“, sagte Hiram zynisch. „Leben und sterben lassen. Schaltet den Soundtrack ein…“

Zwischenblick :: To Do, Not To Do und Da Do Do Do

Erstaunlicherweise scheint sich mein Schreibtisch langsam zu sortieren, was vielleicht auch daran liegt, dass ich momentan mit aller Macht versuche, keine neuen Ideen zu entwickeln. Ich hoffe nur, dass dies eine neue Arbeitstaktik meines Kleinhirnes ist und nicht schon die beginnende Phantasielosigkeit des Alters. Häh? Achso, ja... Wahrscheinlich ist es so eine Art sexuelle Perversion, dieses bewusste Drosseln der phantastischen Ader. Die Entladung ist dann um so gewaltiger, hehehe. Es ist keine Drosselung des Kreativen, jedenfalls sieht es nicht danach aus.

Montag habe ich en passant einen Artikel vollendet, der seit Januar letzten Jahres bei mir herumlag, und ich hatte mich wirklich schwer getan damit, ihn wieder anzufassen. Jetzt ist er fertig, aus den Augen, und auf der düsteren To-Do-Liste wieder ein Punkt erledigt. Geht doch.

To Do ist wohl auch langsam mal Rezensionen meiner Geburtstagsbücher. Durch die Hälfte bin ich schon durch, und heute kam das letzte mit der Post. Da werde ich wohl mal das Notizbuch rausholen und beginnen, mitzuschreiben... Oder nicht? Egal - schnell ein Bild, um diese Zeilen aufzulockern!

Dienstag war ich tatsächlich mal wieder musizieren, ein paar frisch gereimte Zeilen im Gepäck. Nachdem ich die letzten Wochen mein Notizbuch immer nur strafend angesehen habe - oder es mich - ein ganz beruhigendes Gefühl, wenn es doch noch von der Feder tropft. Ich fluche dem Wetter, das ist an allem Schuld.

Und die Ausseriridischen. Häh? Achso...

Sonntag, 20. Mai 2007

black

Es ist etwas Deprimierendes an einem Plüschtier mit einer rauchenden Pistole in der Hand. Man könnte also sagen, dass black, ein eigentümlicher Kurzfilm über ein manisch-depressiven Panda, die Quintessenz der Melancholie ausdrückt. Oder auch nur schrägen schwarzen schlechten Geschmack/Humor. Okay, bitte nicht den Kindern vorspielen.

Samstag, 19. Mai 2007

Fanboy :: Der Doktor ist da

Dr. Strange, der Meister der Mystischen Mächte, eine der legendären Marvelfiguren der ersten Generation, ist der Star eines neuen Animationsfilmes, der am 14. August prämieren soll. Ein erster Trailer im Miniformat ist bereits online. Es ist leider nicht der Doktor, den man aus den fiebrigen Geschichten Stan Lees und den psychedelisch-surrealen Zeichnungen Steve Ditkos kennt, aber nahe dran. Warum ein Meistermagier jedoch den Schwertkampf trainieren muss, ist mir trotz mehrstündiger Meditation über die Mysterien des Vishanti immer noch unklar.

Amadeus auf der Flusswelt (8)

Keine Fortsetzung von Nemed House: Amadeus auf der Flusswelt (7)

Der Leser ist ein Spanner, ist ein dunkler Komödiant, in seiner dunklen Anonymität, in seinem Eindringen in die Palimpseste des Seelenlebens des Autoren, seine Geheimnisse. Er ist bemitleidenswert allein, aber fähig, durch diese selbe Stille einen unbekannten Partner jederzeit ohne Vorwarnung zu durchdringen, zu vernichten oder zu vergewaltigen. Dies ist seine Drohung, die Macht seiner Augen.

In Amadeus Vorstellung war der kreative Künstler eine Feuersbrunst, in der alles andere untergehen musste. Eine reinigende Flamme, die alles Alte, Graue, Abgenutzte, Bedeutungslose, Langweilige, Irrelevante, Schmutzige verzehrte.

Er hatte kein Vorbild, keine Identität, und fühlte deshalb die sozialen Bande desintegrieren, mit neuer Leidenschaft, er tanzte nicht. Er war hilflos, beinahe ohnmächtig. Er hatte Angst. Und Amadeus ging's, versteht sich, um diesen tief greifenden Nihilismus, Verzweiflung, größer als er’s selbst verstehen konnte. Vielleicht war es Wut, vielleicht kamen daher die Symbole in eines seiner Notizbücher. Er sog etwas Befriedigung aus dem zweiten Vornamen, den ihm seine Eltern gegeben hatten, Gabriel, nach dem Engel, der die Posaunen des Jüngsten Gerichtes erklingen lässt. Der schöpferische Prozess, so sagte er, war auch eine Art von Weltenbrand, der die etablierte Realität vernichtete, so dass frische Ideen, neue Seelen aus den Gräbern der Jahrtausende aufsteigen konnten.

Auch Hiram wurde von Amadeus Zerstörungslust angezogen und wärmte sich seine Hände an diesem Feuer, denn wie oft ist Zerstörungslust mit echter Kreativität gepaart. Die Alchemisten des Mittelalters machten viel Hokuspokus um ihre Wissenschaft des ‚Solve und Coagula’. Aber um etwas koagulieren (gerinnen – Form geben) zu können, muß man es erst solvieren (auflösen – zerstören.)

Fred Myrow heulte: „Es war dieser Moment in Los Angeles, den wir alle in den späten Siebzigern so deutlich spürten. Zwischen den Grünflächen und den Garagen. Es war eine unheimliche Umgebung.“

Er war einer der Aufmüpfigen, ein Student, den die Professoren Jahre später als den finstersten, lautesten und zynischsten Hurensohn bezeichnen sollten, der je den Campus auf der Jagd nach Chicks und Kicks unsicher gemacht hatte. In dieser Zeit hatte er oft Visionen, nächtliche Träume, in denen er sich als äußerer Betrachter eines außergewöhnlichen Geschehens sah.

Noch Jahre später sprach er oft von diesen Träumen und bezeichnete sie als etwas Prophetisches, eine ‚Erinnerung an die Zukunft’. „Ich glaube, ich muss die ganze Zeit unbewusst daran denken. Es dachte sich in mir. Ich bin Konzert, Band, Gesang und Publikum, ein Video und eine Aufzeichnung, alles was in meinem Kopf ablief.“

Ein weiterer enger Freund, Haupt-Macker in der Goldenen Zeit, war ein blonder Mephisto-Typ: Felix Faust. Er war gerade aus England eingetroffen. Eigentlich war er aus Glasgow, aber er hatte sich den Namen ‚Faust’ nach einem gleichnamigen Schurken aus einem der alten Justice League-Comics gegeben, die die gesamte spirituelle Nahrung seiner Kindheit gewesen waren. „Aus irgendwas muss man sich seine Identität ja zusammenschustern“, sagte er immer, „Und ich brauche Farmen, Formen und Substanz. Da geht es mir genauso wie jedem anderen. Nur weiss ich es. Selbst ein Schurke, ein Monster, ein Verbrecher sein ist besser als ein Nichts zu sein.“ Das war natürlich psychologisierender Nonsens. Felix einziger Grund, eine 4-Farben-Identität anzunehmen war sein schleichender Albinismus, eine Erbkrankheit, die in seiner Familie seit 13 Generationen grassierte. Jahr für Jahr verlor er mehr an Farbe, Form und Substanz. Auf dem Campus nannte man ihn eh nur noch „den Geist“, „Bleichgesicht“ oder „Whitey“. Er war der Totenbleiche Mann.

Ist es da ein Wunder, was aus ihm wurde?

Täglich kamen Durchgebrannte und Kunstmacher in Scharen. Der ganze Campus entwickelte sich langsam zu einer Art durchgeknallter Künstlersiedlung. Die Menschen lagen am Strand und rauchten Marihuana, LSD gab's im Head Shop. Selbst Amadeus war nur einer von vielen anonymen Herumlungerern mit Shirt und Jeans. Eine Zeitlang wohnte er mit einem Homo zusammen in einer Bretterbude neben dem Kanal, dann zog er in die leerstehende Ruine eines Warenhauses. Das Mobilar: eine Beleuchtung, ein Bunsenbrenner, um gelegentlich Dosen aufzuwärmen, und gegen das Frieren eine Decke. An der Wand ein Graffitti in Day-Glo-Farben, das man auch im Whisky und anderen angesagten Läden sehen konnte: JIM MORRISON STARB FÜR DEINE SÜNDEN.

An einem Abend hatte Amadeus soetwas wie eine Vision, als er ein halbnacktes Mädchen, deren Blößen nur von einem langen Chiffonshal bedeckt wurden, am Strand tanzen sah.

„Hey Hiram“, sagte er, „Das ist die Welt, weißt Du?“

„Hmmm“, gab Hiram zurück und schaute zu der einsamen Tänzerin herunter, die sich auf den Zehenspitzen in ihrem wirbelnden Fetzen drehte. Vier Latinos hockten um sie herum und feuerten sie an, einer spielte auf Bongos.

„Ich meine, was wissen wir schon? Wir schauen dem Tanz zu und versuchen die Schlange im Garten zu finden. Aber vielleicht gibt es gar keine. Weißt Du, ob das Mädchen da ein Star wird oder das Opfer eines Gangbangs?“

„Mann, Du bist immer noch voll drauf“, sagt Hiram.

Amadeus kicherte. „Sicherlich wirkt es unglaublich romantisch. Ich glaube, in ein paar Jahren machen wir uns prima aus; denn es gibt Veränderungen, und wir haben einen Riesenreibach gemacht.“

In anderen Worten war es eine Zeit der geistigen Wiedergeburt - wie nach der großen Pest im Mittelalter, die die halbe Bevölkerung niedergemacht hatte.

Die Überlebenden trugen farbige Kleider.

Das war die Zeit des Frühlings.

Ich weiss...

Freitag, 18. Mai 2007

Die Kunst der Homage

Vor vielen Jahren las ich meinen ersten Roman von Philip José Farmer. Ich kann nicht einmal sagen, welcher es war – vermutlich die „World of Tiers“-Serie. Und obwohl mich dieses großartige Abenteuer sehr wohl begeisterte, war es tatsächlich ein Interview mit diesem Autoren, das mein Interesse für ihn und sein Werk erst richtig weckte. In diesem Interview sprach er von seiner Liebe zu den Büchern, die ihn in seiner Jugend geformt hatten, und wie er ihnen in seinen Werken Respekt erwies, den klassischen und den trivialen.

Man konnte sogar sagen, daß er seine Jugendhelden in seinen Büchern zu neuem Leben erweckte, und denen, die ihn beeinflussten - seinen literarischen Ahnen und vorbildern - Homage erwies. Farmer hat nicht nur einen echten Tarzan-Roman geschrieben, sondern auch mehrere Pastiches und Kopien, in denen verschiedene Aspekte des Mythos vom Dschungelgott teils ironisch, teils realistisch bearbeitet wurden – er hat eine Fortsetzung des „Zauberers von Oz“ geschrieben, und eine von „Moby Dick“, die in der fernsten Zukunft spielt. („Ishmaels fliegende Wale“) Er hat aber auch zwei auf den ersten Blick unheimlich realistisch wirkende Biographien seiner größten Kindheitshelden geschaffen – die von John Clayton, Earl of Geystoke und die von Clark Savage, Jr., bei denen nur unser unterbewußter Zensor uns immer wieder daran erinnern muß, daß Tarzan und Doc Savage doch nur Gestalten der Unterhaltungsliteratur sind, und keine realen Personen.

Man kann dies als fragwürdige Nostalgie betrachten, diesen Hang zur Juvenalia – als Verweigerung dem Erwachsenendasein gegenüber. Es gibt jedoch auch eine metatextuelle Relevanz jenseits von Psychologie und Stilkriterien. Solche Figuren sind nicht nur für einen Jugendlichen sehr wohl wirklich, denn sie wirken auch im Erwachsenenleben weiter. Sie sind Teil der eigenen Geschichte. Und in einem weiteren, literarischen Rahmen sind sie Geschichte, denn an ihnen müssen sich alle nachfolgenden Abenteuer messen.

PJF hat diese Geschichte fiktiver Figuren zu einer Geschichte einer fiktiven, doch vertrauten Welt kombiniert, die spätere Forscher in Ermangelung eines besseren Ausdruckes das „Wold Newton Universum“ genannt haben, zu Ehren des Meteors, der bei dieser kleinen Stadt in Mittelengland einschlug und durch seine Strahlung die Familien der Holmes, der Greystokes und der Blakeneys nebst anderen zu den herausragenden Gestalten veränderte, die sie waren. Ich jedenfalls habe Farmers Konstruktion einer Realität, in der die großen Figuren der Abenteuerliteratur Seite an Seite existieren – von Sherlock Holmes bis zum Shadow der „blutigen Pulps“ – sehr genossen.

Die Freude am Vertrauten ist hier nur die erste und vordergründigste, tiefer geht das, was den Fan und bereits Vertrauten anspricht: Nicht nur die Wiederbegegnung mit den unsterblichsten Charakteren dieser Art Literatur, sondern auch ihre Verwandtschaftsverhältnisse und auch die Geheimnisse hinter mancher bekannten Geschichten. Also eigentlich all das, was die eigentümlich wahnwitzige und doch faszinierende Natur von Fandiskussionen, Fanfiktionen und Fansein ausmacht. Aggressive Nostalgie und progressiver Eskapismus.

Es ist fast so etwas wie eine Art Hobbyarchäologie – auf der Seite des Autoren das Wühlen in Kindheitserinnerungen, auf der Seite des Lesers das Ausgraben der versteckten Anspielungen, Scherze und Ostereier. Je komplexer, desto besser – große Kunstwerke, mit Juwelen verkrustet, wahrscheinlich für die russischen Zaren bestimmt. Die große Leichtigkeit, mit der man solche Bezüge auch in Nebensätzen einflechten kann, steht in keinerlei Verhältnis mit der Komplexität des Kontextes und der Kontinuität, die sie erschaffen. Ist es eine neue Geschichte, die man mit dieser Form der Homage erschafft, oder nur eine Brücke zwischen anderen? Tatsächlich ist es eine neue Form der Realität, subjektiv geformt durch die Erinnerung und Freude des Autoren, die entsteht.

Nehmen Sie es mir also nicht übel, wenn auch ich im Folgenden den großen Figuren der Abenteuerliteratur – Sherlock Holmes, dem Shadow, Lord Greystoke und Philip Jose Farmer – Homage erweise und den Leser in eine Realität entführe, die offensichtlich fiktiv, aber doch seltsam vertraut ist. Sie werden sich wundern, wie viele Bekannte vorbeikommen werden…

[Erster Entwurf eines Vorwortes zu den gesammelten Aristide Allard-Geschichten]

Mittwoch, 16. Mai 2007

Aristide Allard :: Die Serie

Stand: 2007-05-16
Oh, wie sich die Demimonde im Ende des Jahrhunderts gefiel! Noch war keine Rede vom Neuen Zeitalter, das da kommen würde, und die Blutbäder und Schrecken des 20. Jahrhunderts waren noch hinter einem gnädigen Schleier aus anästhetisierender Dekadenz verborgen, in einer berauschten Ästhetik utopischer Schwärmereien, hochfliegender als die kühnsten Lügenmärchen Cyranos. Wissenschaft wurde zu Kunst, und Kunst zu Wissenschaft, das Feine wurde verfeinert, der Grobe immer gröber. Kaum ein Tag verging, daß die Gazetten und Journale nicht voll waren von Bauplänen von Maschinen, die fliegen, tauchen, sich in die Erde bohren, durch die Zeiten reisen oder zum Mond katapultiert wurden...

STUDIEN IN SMARAGD entführt den Leser in die phantastische gaslichterhellte Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Detektiv Aristide Allard, ein Zeitgenosse von Sherlock Holmes, ist der einzige Vertreter einer neuen Theorie der Verbrechensaufklärung, die sich selbst für seinen treuen Begleiter kaum von den ekstatischen Visionen zu unterscheiden scheint, die er im Absinthrausch erlebt. In der Pariser Halbwelt taumelt er von einem phantastischen Abenteuer zum anderen, das ihn immer wieder mit Figuren aus der klassischen utopischen und Abenteuerliteratur zusammenführt. Doch wer in Aristide Allard nur einen Bohemién und Träumer sieht, hat ihn schon unterschätzt. Hinter dem Schleier des Absinth verbirgt sich ein eiskalter, meisterhafter Verstand…


STUDIEN IN SMARAGD
Die Fälle des Absinth-Detektivs Aristide Allard

Vollendet
.S1. Der Gelbe Diamant [2003]
.S2. Die Blaue Blume [2003]
.S3. Die Schwarze Muse [2003]
.S4. Der Weisse Schatten [2005]

Unvollendet
--. Das Rote Fenster
--. Die Unbekannte Farbe
--. Anmerkungen und Quellen

Weiteres thematisch verbundenes Material vorhanden.

Dienstag, 15. Mai 2007

Resumee | Plotreste | Denatsate

Recherche: Die scheußliche Transformation der Entstellung, die man Denatsate nennte, bestand aus dem Auftrennen der Wangen von Ohr zu Ohr, dem Entfernen des Zahnfleisches aber nicht der Zähne und dem Abschneiden der Nase. Die so entstandene schreckliche Visage ähnelte nichts so sehr wie einem beständig grinsenden Totenschädel.

Diese Kunstfertigkeit in der Verstümmelung besaßen nicht viele, aber sie wurde in manchen ‚Zigeuner’- oder Bettlerstämmen (Dacianos?) kultiviert, um Kinder und Entführte auf eine solche Weise zu entstellen, dass sie nie wieder gefunden werden konnten. Ihre Identität ausgelöscht durch das blutige Messer wahnwitziger Chirurgen. Die Menschlichkeit aus ihren Gesichtern fort geschnitten, um die Gaffsucht des Pöbels auf Jahrmärkten und den eigentümlichen Sammlungen dekadenter Herrschaften zu befriedigen. Monstrositäten auf Bestellung für das Bettlergewerbe.

Hinter vorgehaltener Hand wisperte man sich zu, dass auf diese Weise die Erben manch hoher Häuser aus dem Weg geräumt wurden – gemordet, doch am leben, lebendig, doch für die Augen der Welt tot.

Hintergrund: "Der Mann der lachte" von Victor Hugo

Zitat: Das ist unsere Freude auf das Unnormale. Unsere Phantasie ist in Bezug auf das tägliche Leben erfüllt, doch sie sucht die Kenntnisse der unbekannten Dinge, die an den Rändern der Realität existieren. Und das macht die "Anziehungskraft des Schrecklichen" aus. - Paul Leni

Resumee | Plotreste | Allard 2

Schleier

In Resumee | Plotreste | Allard 2 hatte ich mir erlaubt, damit zu beginnen, einiges des fragmentarischen Materials des Hörspieldramas "Der Vierte Kreis" zu veröffentlichen, eine viktorianische Mysterynovelette, deren unvollständiger Plot mit folgendem Satz beginnt: "In einer kleineren Provinzstadt an den Ufern der Seine, nicht unweit der großen Metropole..."

Dieser und die folgenden Sätze haben mit der Handlung tatsächlich wenig zu tun, sondern definieren nur den Handlungshintergrund, der hier ein anderer ist als in den bisher veröffentlichten und vollendeten Geschichten um die Hauptfigur Aristide Allard. Auch die unklare, doppelt negierende Ortsangabe dient diesem Zweck - dies übrigens selbst für mich erst nach einigem Grübeln ersichtlich. "Unweit" ist bereits eine indirekte Angabe, ihre Negation noch vager. Nah oder fern?

Der Ort selbst wird verschleiert, in der Tradition der Novellen des 19. Jahrhunderts und früherer Zeiten, in denen der Handlungsrahmen oft nur durch Chiffren in der Art von "im Jahre 18--" oder "unweit der schönen Stadt H., inmitten der S... Berge" definiert wurde. Eine gewisse Distanz wird erzeugt, die gleichfalls Nähe vorgaukelt, ein Geheimnis, das gar keines sein muss. Heutzutage findet man dies natürlich höchstens noch in der Sensationspresse.

Noch mehr Input

Gerade eben von einer übelwollenden Magenverstimmung genesen, die meinen Zeitplan so ziemlich umgeworfen hat, wühle ich in den Ruinen meiner Erinnerungen, was ich eigentlich die Tage über alles so erledigen wollte. Und da klingelt es schon wieder an der Haustür. Diesmal ist es ein anderer DHL-Scherge, der mit hohler Stimme und absolutem Desinteresse die letzte Lieferung meiner Geburtstagslektüre ankündigt. Hmmphh. Kein Tanz auf den Strassen? Keine Rosenblätter, die über mein Haupt gestreut werden? Warum feiert man mich nicht? Und dabei ist es doch reine Fachliteratur, was sich mir darbietet, als ich mit frisch gestärktem Daumen die Verpackung annihiliere. "Alles, was über Tsathoggua wissen sollten, um einen erfolreichen Kult gründen zu können", oder so ähnlich. Dann werde ich jetzt wohl langsam mal anfangen, all die Bücher durchzulesen, die die Amazone vor meiner Tür abgelegt hat...

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Sonntag, 13. Mai 2007

Resumee | Plotreste | Allard 2

"Der Vierte Kreis"

Zusammenfassung: In einer kleineren Provinzstadt an den Ufern der Seine, nicht unweit der großen Metropole... Hier sind die Sitten noch altertümlicher, der helle Glanz des elektrischen Lichtes hat noch keinen Einzug gefunden, der gelbe Schimmer des Gaslichtes erhellt noch die nächtlichen Strassen. Hier sind noch alle Behausungen aus Stein gebaut, und der lange Schatten der gotischen Kathedrale liegt schwer auf dem Herzen der Stadt. Doch auch hier herrscht die Demimonde, und die Bohemiens versammeln sich in den Absinthhäusern und den spektakuläreren der Cafés. Und gerade hier in der Provinz ist die Gier nach Aufregung noch größer, die Reize schriller, gröber und weniger verfeinert.

Wir finden den Erzähler, und seinen kühlen Freund Aristide Allard im Zentrum der Demimonde, einem Café namens "La girafe combustible"(Die Brennbare Giraffe). Eine seltsame Sommerfrische, auf die ihn Allard mitgenommen hat, und er kann nicht umhin, sein Misstrauen ob des stets spöttischen bleichen Gesichtes seines Freundes zu äußern, in dem nichts zu lesen ist und in dessen Augen sich der grüne Glanz des Absinthes widerspiegelt.

Aus dem Chaos der Stimmen, dem schrillen Lachen der Tänzerinnen, dem Murmeln der Spieler und Trinker (der 1. Kreis) hebt sich plötzlich eine jugendliche Stimme, anklagend, verzweifelt, pathetisch. Start junger Mann unter Druck des Wissens des 3. Kreises muss sich entladen, indem er Wissen des 2. Kreises preisgibt, verschwindet, daraufhin verfolgt ein Wesen des 3. Kreises ("Der Botschafter des Mondes") die ermittelnden Detektive. Diese eruieren irgendwann, dass es noch einen Vierten Kreis geben muss, und dass das Wissen des Vierten Kreises gefährlich ist.

Resumee | Plotreste | Allard 1

Resumee | Plotreste | Allard 1

Weiterführend die Einsichten vom letzten Sonntag hier einige Plotreste, die im letzten Jahr liegengeblieben sind:

Rahmen: Ich bin vor einiger Zeit gebeten worden, ein Drehbuch für ein Hörspiel zu verfassen. Eine wahnsinnig kreative Idee, die aber anscheinend nicht so brennend war wie es in dem Moment erschienen sein mag, als sie mir vorgetragen wurde.

Vorgehen: Nach den Vorgaben entwickelte ich eine passende Grundidee, die die von mir erfundene Gestalt des Absinth-Detektives Aristide Allard benutzte. Weitere Recherche zu der Grundidee schlossen sowohl psychologische als auch psychische Deformierungen ein. [In diesem Kontext befasste ich mich auch mit der Physiognomie des Jokers bzw. des "Mannes der lachte".]

Kontext: Langsam nimmt die groteske Silhouette vor dem fahlen Mondschein Gestalt an. Kalkweisse, aussätzige Haut, einem Leprakranken gleich, der breite Mund zu einem höhnischen, freudlosen Grinsen verzerrt, dass die Augen zu Schlitzen werden unter kunstlos aufgetragenem Rouge. Der Mund, wie gummiartige Lefzen einer Hyäne teilt er das teuflische Gesicht von Ohr zu Ohr. Ein deformierter Körper schiebt sich schlurfend heran, über viel zu grosse Stiefel stolpernd, wie die Schritte eines klumpfüßigen Bettlers. Und plötzlich hebt sich ein unheimlicher Ton in der Stille; das hohle, hallende Kichern eines Wahnsinnigen.

Die Rückkehr der Neuen Götter

Bevor ich mir die Finger wundtippe, die Kurzfassung: nach langer Zeit veröffentlicht der großmächtige DC-Verlag endlich wieder eine komplett farbige Ausgabe von Jack Kirbys "Vierter Welt" (Fourth World). Erster Teil: Die Neuen Götter (New Gods) Dies ist nach Meinung einiger nicht nur die Basis von "Star Wars", sondern auch Kirbys großartigstes und sperrigstes Werk, immerhin: "Ein Mythos für unsere Zeiten" (wie es zur Erstveröffentlichung hieß...)

Aber wessen Götter sind es? Und warum "neu"? (Dass hier tatsächlich ein Kommentar zu Kirbys aufsehenerregendem Wechsel von Marvel zu seinem schärfsten Konkurrenten verborgen ist, verdient in einem eigenen Posting verewigt zu werden.) Immerhin, die "Neuen Götter" entstanden aus der Asche des Unterganges des Alten. Ragnarock'n'roll, Baby!

Selbst Wikipedia weiss genaueres: "Die New Gods sind die Bewohner zweier grundverschiedener Zwillingsplaneten, die in Anlehnung an das erste und das letzte Buch der Bibel - dem Buch Genesis bzw. der Apokalypse des Johannes - „New Genesis“ („Neu Genesis“) und „Apokolips“ heißen. Während New Genesis ein utopisches Paradies mit traumhaften Landschaften aus unberührten Wäldern, friedlichen Flussläufen und pittoresken Bergen ist, das von dem weisen und wohlwollenden Highfather („Heiliger Vater“) mit sanfter Hand regiert wird, ist Apokolips ein alptraumhafter, düsterer Ort, auf dem ein Volk von Sklaven (die sogenannten „Hungerhunde“) ein klägliches Dasein fristet. Apokolips ist von sogenannten Feuergruben übersät, aus denen die Glut des Planetenkerns an die Oberfläche wabert, zudem hat sein tyrannischer Herrscher Darkseid den Planeten mit lebensfeindlicher, kalter, kantiger, metallischer Technologie und monströsen Monumentalbauten überwölbt."

Avisiertes Veröffentlichungsdatum: 30. Mai 2007

Ich bin so erschaffen, dass ich nicht glauben kann

Die Religion vergiftet alles | hpd-online: "Es gibt vier nicht reduzierbare Einwände gegen religiösen Glauben: Dass er den Ursprung des Menschen und des Kosmos völlig falsch wiedergibt, dass es ihm aufgrund dieses Urfehlers gelingt, das Maximum an Unterwürfigkeit mit dem Maximum an Solipsismus1 zu kombinieren, dass er sowohl das Resultat als auch die Ursache von gefährlicher sexueller Unterdrückung darstellt, und dass er letztendlich auf Wunschdenken begründet ist."

Achja, was haben wir gelacht...
Und noch weitere unterhaltsame Übersichten über die sterblichen Narreteien...

"Wir sind nicht immun gegenüber der Verlockung von Wundern und Mysterien und Ehrfurcht: Wir haben Musik und Kunst und Literatur und ich finde, dass die ernsthaften ethischen Dilemmata besser von Shakespeare und Tolstoy und Schiller und Dostoyevsky und George Eliot gehandhabt werden als in den mythologischen Moralgeschichten der heiligen Bücher."

Mittwoch, 9. Mai 2007

Die Gaiman Fuge

neil gaiman is
neil gaiman is well
neil gaiman is a multi

neil gaiman is perhaps
neil gaiman is a badass
neil gaiman is a really nice guy

neil gaiman is a pleasure
neil gaiman is a treasure
neil gaiman is a literary juggler

neil gaiman is very good indeed
neil gaiman is in a class by himself
neil gaiman is on a plane all his own

neil gaiman is regarded by many people
neil gaiman is a brilliant mythic contemporary
neil gaiman is one of today’s great cult writers

neil gaiman is the chronicler of vertigo
neil gaiman is the latest in this line
neil gaiman is fucking brilliant

neil gaiman is truly a jack


Eine polymorphe Pseudofuge, erstellt durch die Suchmaschinen dieser Welt (gekürzt): Dieser Text erstellt mit einem Googlismus (s. alan moore is god and neil gaiman is his prophet)

Dienstag, 8. Mai 2007

The baddest Beauty

The Vault of Buncheness: The Worlds Baddest Superheroes: BIG BARDA:
"Everyone goes on about Wonder Woman being the baddest of the super-women, and while I give her much respect for being the first, she sure as shit isn’t the baddest. That distinction belongs to the mighty Big Barda."
Nicht nur müssen wir dem freundlich blickenden Autoren dieser Zeile zustimmen (wie schon bereits angedeutet), er kann dies auch den Uneingeweihten recht eloquent vermitteln. [Bildmaterial vorhanden. Darunter auch von dem Playboy-Model, dem die Grosse und Mächtige Barda nachempfunden wurde. Holy Shit! Es ist die Tante der Nanny!]

Montag, 7. Mai 2007

Mediaporn :: Ein Ozean der Irrelevanz

Brigitte Pellerin Online: Lots of information, but the real story is missing: "Talk about a sea of irrelevance. It’s dumb, uninformative, and anti-useful. For it gives viewers nothing but an excuse to sit on the couch, emoting and not doing anything other than emoting. It’s sort of like watching porn; you just sit there enjoying emotional cheap thrills as preposterous scenarios unfold, in this case a frenzy of misery because it took a while to process thousands of people escaping a war zone on a cruise ship."

Das wäre dann endlich mal eine Definition für Medienporno. Medienporno ist dumpf, uninformativ und nicht sehr hilfreich. Er bannt die Leute mit einer Entschuldigung auf das Sofa, nicht zu tun, als gefakten Emotionen in lächerlichen und idiotischen Situationen zuzuschauen. [Kennt jemand das Geständnis am Vormittag, oder andere Shows, wo drittklassige Schauspieler sich durch viertklassige Skripte stammeln?]
Und wie es beim Porno ist: Entweder ist die Moral/Pointe von vorneherein klar, oder es gibt keine. Ein Ozean der Irrelevanz.

Sonntag, 6. Mai 2007

Traue niemals dem Babelfisch

Weil es so lustig ist, bin ich nochmals bei Blockade Boy vorbeigewandert, der mich vor einigen Monaten mit einem Post mit dem Titel "Die Wieblichen Nippel des Jager sind Kalt" hervorragend erheiterte. Übersetzungen per Internet sind immer wieder für einen Lacher gut.

Sonntags Meditation | Resumee

Ich habe drei Tage lang ein großes Stück Papier an die Tür geklebt, um darauf Konzepte zu kritzeln, die ein wenig Ordnung und Integration in die vielen Ideen bringen sollen, die ich mit mir herumschleppe. Eine umfassende Zusammenstellung von Information und Begründungszusammenhängen für ein größeres Vorhaben. „Meinen Kopf aufräumen“, so erkläre ich es den Kindern. Das passt vielleicht besser. In meinem Kopf trage ich so viele Personen und Verantwortlichkeiten herum, dass die Schubladen langsam am knacken sind. Die vergessenen Welten meiner Kindheit, die Posen und Poseure, und natürlich die künstlerischen und künstlichen Masken, die ich für jede Unternehmung anzufertigen pflege. Meine Ritualmasken, genannt ‚Das Grosse und das Kleine Ich“. Selbst mich langweilt diese Menagerie langsam, das ist wohl das Resumee der letzten drei Tage. Aber ich brauche auch dieses große Stück Papier an der Tür nicht.

Schlauere Menschen als ich haben darauf hingewiesen, dass Selbstverwirklichung ein grundlegendes Bedürfnis des Menschen ist, an letzter oder höchster Stelle neben allen anderen. Heißt das, dass man ‚glücklich’ sein muss, oder befriedigt, um sich selbst verwirklichen zu können? Was heißt schon wirklich? Immerhin, C.G. Jung, dieser grosse Alchemist, hat darauf hingewiesen, dass der Mensch in der zweiten Lebenshälfte um die Integration abgespaltener Persönlichkeitsanteile bemüht ist. Hoffen wir, dass dies nicht allzu wörtlich gemeint ist, ich hatte durchaus vor, älter als 80 zu werden…

Integration ist sicherlich ein wichtiges Thema, und gerade für jemanden, der mit der Pose des Künstlers liebäugelt und Zeit seines Lebens einer gewissen ‚kreativen Schizophrenie’ anhängt. Oder haben Sie vielleicht allen Ernstes geglaubt, dass es immer der gleiche Mensch ist, der diese Zeilen schreibt? Ich kenne ihn recht gut, und manchmal erkenne selbst ich ihn kaum wieder.

Leider wollen die meisten psychologischen Lehren einem vorschreiben, was man zu integrieren hat, und sie werfen flink mit Schlagworten um sich, die „das Andere“ erklären wollen. „Schatten“, „Anima“ etc. sind interessante Konzepte, wenn man Konzepte benötigt. Ein Konzept ist aber bestenfalls ein Hilfsmittel, ein Plan, ein Programm für ein Vorhaben, eine Blaupause für das, was man bauen will. Und man sollte nicht den Bauplan mit dem Bau verwechseln. Immerhin, wir wohnen nicht in unseren Konzepten, sondern in dem, was wir mit unseren Konzepten, durch unsere Konzepte und oft genug auch trotz unserer Konzepte erbauen.

Kann man Integration erreichen, und sein Selbst verwirklichen, wenn man sich mit Konzepten umgibt? Wenn man eine Projektion abspaltet? Ich sehe das eher als paradox – wenn man sich um Einheit bemüht, macht es wenig Sinn, schnell noch ein paar Doubletten zu erzeugen. Und deswegen habe ich es in den letzten drei Tagen auch vermieden, ein neues endgültiges Konzept zu entwickeln, das ich wiederum künstlich am Leben erhalten müsste. Stattdessen gehe ich schulterzuckend weiter, was zurückbleibt sind Ideen, die nicht virulent genug waren, um sich selbst fortpflanzen und verbreiten zu können. Und ein zusammengeknüllter Blatt Papier mit nur ein paar Worten darauf.

Das Alte Multiversum ist tot.

Heute, vor zwei Jahren...

...ist der Nemed House Blog online gegangen.
Eigentlich wäre es jetzt angebracht, die Sektkorken knallen zu lassen und eine richtig fette Aktion hier zu starten, so mit Tanzmädchen und feinen Geschenken für alle. Ja, genau. Wir wollen's doch nicht übertreiben. Aber ich hab doch noch das eine oder andere eigentümliche Ding in den letzten drei Tagen gefunden.

Samstag, 5. Mai 2007

Helvetica

Mal was ganz anderes...
Helvetica ist eine unabhängige Dokumentation in Spielfilmlänge über Typographie, Grafik und die globale Kultur des Visuellen. Im Mittelpunkt steht die Verbreitung einer Schrift (die 2007 ihren 50. Geburtstag feiert) als Teil einer ausführlichen Auseinandersetzung mit der Frage, welchen Einfluss Schrift auf unser Leben hat. Der Film betrachtet den urbanen Raum in Großstädten und die Schriften, die sich in ihnen finden. Er besteht aus Gesprächen mit Designern über ihre Arbeit, den kreativen Prozess und die ästhetischen Kriterien, die ihre Entscheidung für ein bestimmte Typographie prägen.
Deutschland-Premiere hat der Film am 19. Mai im Rahmen-Programm der Typo Berlin (http://www.typo-berlin.de/).

Noch 1 Tag...

Freitag, 4. Mai 2007

Freitag Fun

Also klebe ich ein großes Stück Papier an meine Tür und sage den Kindern, dass ich darauf rumschreiben werde, weil ich meinen Kopf aufräumen muss. Die Kinder nicken nur weise und gehen ihren normalen Tätigkeiten nach. Wahrscheinlich sind sie so etwas schon gewohnt. Freitag: Erster Tag des Resümierens.
Um den Schreibtisch beginnen sich stündlich mehr Boxen mit Manuskripten, nebulöse Ideen und Dateibruchstücke anzusammeln. Es muss ein großes Ding dabei rauskommen, sonst lohnt sich der Aufwand nicht.

Mein erster Eintrag auf den Meisterplan ist folgender:
"DAS ALTE MULTIVERSUM IST TOT."
Tja, das sagen sie wohl alle.

Mediaporn

Wie man seit heute sehen kann, bin jetzt auch ich als letzte Bastion unparteiischer und unabhängiger Berichterstattung in die Knie gesunken, um ein wenig Staub zu schlucken. Auch Nemed House hat jetzt also diese putzigen Anzeigen am Seitenrand, und in Zukunft sogar - sofern es angebracht erscheint - kleine dunkelgraue Felder, über die man mit einem lässigen Mausklick direkt ein empfehlungswürdiges Buch bei amazon.de bestellen kann. Reich werde ich damit nicht, aber es hilft bei der Kommunikation und ist dem einen oder anderen vielleicht sogar ein netter Service. Die eigentümlichsten Dinge wirken sich auf die eine oder andere Weise segensreich aus, manchmal. Man weiß ja nicht, wozu es gut ist.
(Das ist natürlich gelogen, ich weiß ziemlich genau, wozu das alles gut ist.)



Gewöhnlich erheitere ich mich ja über die Suchanfragen und -worte, weswegen Leser hierher kommen. Ziemlich unfair, ich weiß, schließlich sollte ich mich ja über jeden Gast freuen, egal wie nieder seine Beweggründe sind. Stattdessen schaue ich heute einmal nach den Suchanfragen, für die am häufigsten Seiten dieser Website zurückgegeben wurden, und nach den durchschnittlichen Spitzenpositionen, die Nemed House bei diesen Suchanfragen vorweisen kann. [Anmerkung: Gilt anscheinend für die deutschsprachigen Seiten im Netz.]
  • mediaporn - Grossartig! Vielleicht sollte ich es mir patentieren lassen. Hier liegt Nemed House auf dem ersten Platz! Wenn jemand wirklich wissen will, was Medienporno ist, wird er unweigerlich hierher kommen. Ich sollte mir also schleunigst ausdenken, was das eigentlich sein soll. [Ich weiß es, aber was zahlt ihr, dass ich es auspacke?]
  • welche literarische figur wurde von dem amerikaner robeert e howard geschaffen - Die Antwort ist einfach. Dennoch, ein entspannter 2. Platz dank dieser Frage.
  • "black bat" pulp - Auch hier liegt Nemed House auf Platz 2, vielleicht sollte man also schnell mal daran denken, aus dem Namen etwas zu machen. [Und dabei weiß ich nicht einmal, wo ich den jetzt hingeschrieben hatte...]
  • Robert E. Howard - Platz 7? Das ehrt, aber ich hätte eigentlich gedacht, dass da die Profiseiten weiter vorne liegen. Aber auf dieser Seite des Atlantiks gibt's wohl nicht so viel Interesse mehr. Schweinerei.
  • Cthulhu Mythos Texte und Krähen verscheuchen - bei beiden Sucheingaben auf Platz 10 zu liegen, ist keine Schande. Ich habe im herbst viel über Vogelscheuchen geschrieben. Der logische Schluss wäre also, eine Geschichte zu schreiben, in der irgendetwas Cthulhuides aus einer Vogelscheuche schlüpft. Mhhmm, klingt interessant. Gleichmal notieren...


"Cuckold Universum"
- "Kukucksuniversum", da macht Nemed House Platz 18. Ein nicht wirklich weitverbreiteter Ausdruck, oder? Aber er prägt sich irgendwie ein, so wie "Androiden Wicca"...



Bei den Webseiten zum Thema "Scharlach" liegt Nemed House auf Platz 54.
Also, das nehme ich jetzt persönlich. Was... zum... Henker...?

Mehr Input

Und da habe ich neulich noch gewinselt, dass ich nichts zu lesen habe.
Heute morgen, um 10, steht der DHL-Mann bei uns vor der Tür.
Er ist ziemlich schnippisch - "Schon wieder 'n Buch, eh?"
Nö, zwei sogar, mein Guter. Und die hatte ich Donnerstag erst bestellt. (Geschenkgutschein von zwei guten Freunden wg. Geburtstag.) Ja, in so ein, zwei Wochen kommt dann der Rest meiner Geburtstagsgeschenke.
Gott segne die Gutenberg-Galaxis, und die sexy Amazonen, die sie bewirtschaften.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Mit gierigem Auge...

...bemerke ich, dass Alan Moore und sein Kolaborateur Kevin O'Neill die heiß ersehnte und lang erwartete Dritte Volume ihres Magnum Opus The League of Extraordinary Gentlemen angekündigt haben, oder wie man auch sagen könnte, der "unified field theory of fiction". Bereits die erste Ankündigung lässt einen schwindelig werden. (Und hoffentlich den Film vergessen...)

Es handelt sich - um lästige Wartezeiten zu vermeiden - diesmal um ein dreibändiges Oevre, wobei jeder Band allerdings mehr Seiten aufweist als die Ausgaben der vorigen Volumen. Es ist eine direkte Fortsetzung des Bisherigen, doch während Volume I und II in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts spielten, umfasst Volume III das gesamte 20. Jahrhundert.

Dass einige der alten Heroen auf die eine oder andere Weise unsterblich geworden sind, konnte man bereits Anmerkungen in den Anhängen der Volume II entnehmen. Nun jedoch werden wir Zeuge des Wandels, der das fiktive Universum der gesammelten Abenteuerhelden erfasst. Das 20. Jahrhundert, so scheint es, steht ganz im Zeichen eines kommenden Antichristen, der von einer eigentümlichen Verschwörung gezüchtet wird.

Man nennt ihn ein Mondenkind...

Mythos :: Gaiman über Lovecraft

"Lovecraft ist Rock'n'Roll. Die Menschen glauben an Lovecraft, wie sie an die Beatles glauben..." Der hervorragende britische Schriftsteller Neil Gaiman, Prophet des Alan Moore, über H.P. Lovecraft. Düstere Bilder in englischer Sprache, dennoch amüsant, vor allem wenn Gaiman anfängt, Lovecrafts Vision mit seinem drolligen und hölzernen Duktus in Beziehung zu setzen.

Und es sicher keine schlechte Idee, zu unterscheiden zwischen Lovecrafts Stil und der faszinierenden Vision, die er der Menschheit schenkte, ohne sich mit lästigen Kleinlichkeiten aufzuhalten...

Gaiman selbst hat einige lovecraftsche Stücke verfasst, diese jedoch in dem ihm eigenen geschliffenen und hochgradig ironischen Stil. Darunter z.B. auch eine Geschichte aus einer viktorianischen Parallelwelt, die von Cthulhus Brut regiert wird.[Erster in einer Reihe von drei YouTube-Clips.]

Noch 3 Tage...

Grübel...

Ich kann es nicht erklären... (vielleicht ist es auch nur eine der Begleiterscheinungen meiner angeschwollenen Stirnhöhlen)... aber momentan habe ich keine große Lust, hier meine Witzchen zu machen. Ich bin ein wenig introvertiert* und nachdenklich und habe das Gefühl, als ob irgendjemand oder -etwas mich darauf hinweisen will, mal eine Art vorläufiges Resumee zu erstellen und einen Schlussstrich unter einige Sachen zu setzen, die ich seit Jahren herumschleppe.
(Ha ha, reingelegt... natürlich höre ich noch keine Stimmen. Der irgendjemand bin ich selber...)
Okay, muss ich mich jetzt mental auf eine Art verspäteten Frühjahrsputz einstellen?
Oder verfrühte Midlifecrisis?
Dammich, immer diese bedeutsamen Pausen im inneren Dialog...
Hat wohl etwas damit zu tun, dass in diesen Wochen mein Geburtstag, Beltane und der Starttag dieses Blogs liegen... und die Frage liegt natürlich nahe...
Was hast Du geschafft, was hast Du erschaffen?
Und vor allem: kannst Du Dich von Deiner Schöpfung lösen?

* man könnte auch sagen, dass ich mit heroischer Verachtung und beständiger Nichtakzeptanz die Welt betrachte. Ziemlich genau so, wie ich es früher getan habe. Der Unterschied ist nur, dass ich zumindest in Teilen etwas sozial kompatibler geworden bin. Meint jedenfalls meine Frau. Sie hat natürlich recht. Ich bin ein putziges Kerlchen.

Dienstag, 1. Mai 2007

Farben für Shazam


Bah, Farbe!


Worauf unser guter Kollege von der "Monster Society of Evil" hinweisen möchte, ist ein interessanter kleiner Film, bei dem man mal sehen kann, wie heutzutage Comics coloriert werden. Natürlich keine Sensation für diejenigen, die Photoshop oder etwas vergleichbares besitzen, aber doch ganz spannend, es einmal live zu sehen. Verderblich nur, dass es sich ein Bild unseres großen Gegners handeln muss. Curses!

Noch 5 Tage...