Donnerstag, 20. Juli 2006

Die Wacht an der Elbe

Ein vergessener Ort, an dem selbst die alljährlichen Touristenströme vorbeiziehen. Ein magischer Ort. Ein Ort, an dem der Schatten der Vergangenheit tonnenschwer in Form von Schwarzwälder Granit auf dem Pulsschlag der Metropole ruht. Ein steinernes Gesicht, das über den Fluss starrt, südwärts gewandt, und sich müde auf sein Schwert stützt.

Das Bismarck-Denkmal in Hamburg wurde heute hundert Jahre. Irgendwie gehört er eigentlich nicht hierher, der Preusse. Und doch steht er finsterblickend hoch über der Elbe und scheint auf etwas zu warten. Sehr filigran ist es nicht, das Denkmal, sondern von heidnisch-primitiver Brachialität. 35 Meter hoch, 625 Tonnen schwer. Ein Ungeheuer.

Tatsächlich steckte hinter der Errichtung des Denkmales im Jahre 1906 – wie bei sovielen Errungenschaften des Hamburgers – kühles Kalkül merkantiler Gesinnung. Den Stadtstaatenstolz gab man schnell ab, als man merkte, dass durch die Zugehörigkeit zu Bismarcks Reich viel mehr Geld mit Handel zu verdienen war. Unter 219 Vorschläge entschied man sich für den absolut monumentalsten und setzte ihn für die unglaubliche Summe von einer halben Million Reichsmark um. Warum kleckern, wenn man auch klotzen kann?

Seitdem steht er da, relativ unbeachtet, und strahlt granitene Sturrheit aus. „Ein peinvoll stilisiertes Götzenbild“ (Alfred Lichtwark) Immerhin hat es sich unter den Hamburger Magiern herumgesprochen, dass man auf das Denkmal klettern kann und zu Füssen des Kanzlers eine hervorragende Aussicht und eine annehmbare Akustik zur Rezitation & Invokation hat. Manches Mal wurde hier das Liber Israfel zelebriert, bevor man auf Eroberungsfeldzug auf den Kiez marschierte, oder Anfang April an drei aufeinander folgenden Tagen die Drei Kapitel des Liber Al rezitiert. Andere, sinistere Arbeiten wurden meistens zur Geisterstunde abgehalten.

Aber selbst die Eingeweihten wussten wenig über die im Sockel verborgenen Bunker, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges dort eingebaut wurden. Die Gewölbe wurden, das weiß man, als Schutzbunker genutzt, aber wahrscheinlich dienten die Gewölbe auch anderen Zwecken – die fanatischen Parolen an den Wänden und ein Foto von einer so genannten „Schwarzen Sonne“ im Innersten des Bunkers lassen vielleicht sogar auf eine geheime Kultstätte der SS schliessen. Eine beunruhigende Nachbarschaft für den St. Paulianer.

Die immer wiederkehrende Frage,. warum der „Steinerne Kanzler“ so ernst und bekümmert dreinschaut, lässt sich aus der Vita Bismarcks erklären. Er steht gerüstet, nach Süden blickend, in die Richtung, aus der sein grosser Gegner im Kulturkampf immer wieder auftauchen wird.

Bismarck hält eine ewige Wacht an der Elbe gegen den Katholizismus.

Gut gemacht, Otto.

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(In Reaktion auf einen Artikel von Thomas Hirschbiegel in der MOPO vom 20.07.2006)

Montag, 10. Juli 2006

Pictures in Green, Words on Black

Ich fürchte, in den nächsten Wochen werde ich nicht mehr dazu kommen, hier regelmäßig etwas zu veröffentlichen. Nennen wir es kreative Pause oder Sommerferien.
Alle regelmäßigen Leser seien darauf vertröstet, dass die alten Postings alle noch online sind, teilweise sogar ein wenig aufgefrischt, und ein paar sind auch dazugekommen, die ich chronologisch eingefügt habe.
Einfach mal herumklicken, vielleicht findet ihr was!
Bis nach den Sommerferien….!

Sonntag, 2. Juli 2006

Yag-Kosha


Als meine Frau das erste Mal dieses Bild sah - zugegebenermassen zu einer etwas unglücklichen Gelegenheit kurz vor Mitternacht, kurz vorm Einschlafen - fiel ihr nur eines ein: "Ganesha mit Flügeln?"
Mein Sohn brachte es noch treffender auf den Punkt: "Tool!" (Was "cool" bedeuten soll, jedenfalls glaube ich das...)
Jetzt, wo ich mit König Kull und seiner Zeit zu Ende bin (Yay!), muss ich mich wohl den wirklich obskuren Gestalten meines Multiversums zuwenden... :-)

Robert E Howards KULL :: Die Religion von Atlantis (Quellen)

Quellenverzeichnis:

Burke, R.: „Religion in the Days of King Kull“
Dux, F.: „Rivers of Life“
Heald, H. & Lovecraft, H.P.: "Out of Eons"
Howard, R.E. & Carter, Lin: „Riders Beyond the Sunrise“
Howard, R.E.: „Delcardes' Cat“
Howard, R.E.: „Exile of Atlantis“
Howard, R.E.: „Gods of Bal-Sagoth“
Howard, R.E.: „Isle of the Eons“
Howard, R.E.: „The Altar and the Scorpion“
Howard, R.E.: „The Moon of Skulls“
Howard, R.E.: „The Shadow Kingdom“
Howard, R.E.: „The Tower of the Elephant“
Rippke, D.: „The Mystery of the Green-Stone Cities“, Mysteries of the Hyborian Age (part 8)
Scott-Elliot, W.: "The Story of Atlantis and the Lost Lemuria "
Smith, C.A.: "The Coming of the White Worm"
Smith, C.A.: "The Door to Saturn"
Smith, C.A.: "The Double Shadow"
Smith, C.A.: "The Voyage to Sfanomoe"

Robert E Howards KULL :: Die Religion von Atlantis (Ende)


Fortsetzung von Teil 3

Zur Zeit von König Kull hatte sich die Erste Religion der Menschheit soweit verbreitet, dass sie als universell angesehen werden kann. Nicht nur die Hohen Zivilisationen der Sieben Reiche (Valusien etc.) verehrten und schworen auf dieselben Gottheiten, sondern selbst die Barbarenstämme, die die Piktischen Inseln und Atlantis bewohnten. („Exile of Atlantis“)

Die Trennung der Religion der Vorzeit in die hochstehendere, transzendente Religion, wie sie von den Naacal-Meistern verbreitet wurden und den primitiveren Opferkult, der als Überbleibsel vormenschlicher Praktiken angesehen werden kann, ist eine idealtypische. Doch selbst die versprengten Angehörigen nichtmenschlicher Kulte hatten die Lehre der Meister soweit angenommen, dass sie diese Gottheiten – in Konkurrenz zu ihren eigenen vorprimitiven Wesenheiten – für existent erachteten. („The Altar and the Scorpion“)

Und dies sind die Namen der Hohen, Wahren Götter: Valka, Hotath, Helfara.


Valka galt allgemein auf der Jüngeren Erde als der Gott der Götter, Man nannte ihn den Allmächtigen und schrieb ihm allgemein die Erschaffung des Menschengeschlechtes als seiner mächtigsten Schöpfung zu. Er stand erhaben über allen anderen Gottheiten und Dämonen, so dass seinen Namen in einem Atemzug mit dem einer minderen Gottheit zu nennen, fast schon blasphemisch erschien („Riders Beyond the Sunrise“).Er war das, was dem modernen Verständnis von Gott – der monotheistischen Interpretation des Numinosen – am nächsten kommt. In Valkas Namen finden wir die erste Vorstellung des Menschen von „Gott“ als ewigem Ursprung und Endpunkt der Schöpfung.

Aus „Isle of the Eons“ wissen wir, dass in Mu Valka der Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums ist, der Herr von Land und See. Valka beschreibt in anderen Worten das kreative Potential. Obwohl in den Kull-Geschichten nichts über Ritus, Religion oder Symbolik der vorsintflutlichen Zeit offenbart wird, können wir davon ausgehen, dass der Schöpfer Valka – wenn er denn eine bildliche Darstellung erlaubte – am wahrscheinlichsten durch den Phallus dargestellt: Ein Lingam in Form einer Säule, Herme oder einem Monolithen, der an zentraler Stelle errichtet wurde. Eine angemessene Darstellung des Potentiales, wie sie sich in allen Kulturen der Menschheit in einer oder anderen Form wieder finden lässt.

Ob seine Gestalt mit einer anderen, primitiveren Vorstellung der Entstehung der Welt in Verbindung steht – von Ka, dem Vogel der Schöpfung, dessen Kommen und Gehen den Anbeginn und das Ende der Zeit bezeichnet, ist fraglich, auch wenn die Namen Valka/Ka ähnlich klingen. Vielleicht war der Vogel der Schöpfung nur eine andere Form, unter der Val-Ka verehrt wurde.

Der andere wichtige Gott des Thurischen Zeitalters war Hotath. In „Isle of the Eons“ ist Hotath der archetypische Kriegsgott – er bildet zusammen mit Valka die Überreste einer unvollständigen Hierarchie, wie man sie in fast allen, zumindest den indogermanischen Mythologien nachweisen kann. Dem Kriegsgott wurde nicht überraschend, die Fähigkeit zugesprochen, direkteren Einfluss zu nehmen und über Menschen und ihre Seelen zu urteilen.

Hotath als Kriegsgott verkörperte einen irdischeren Aspekt des kreativen Potentials, das in Valka sinnbildliche Form gefunden hat. Als Kriegsgott, der die Ackerfurche aufreisst, war er vielleicht auch für die Bauern bedeutsam. In den meisten Mythologien sind die Kriegsgötter entweder chthonischer Natur oder ebenso wie ihre Könige/Väter Himmelsgötter. Es ist vielleicht nicht zu phantastisch, Hotath als Kriegsgott auch mit dem Bild des Blitzes in Verbindung zu bringen. Wenn wir den Vorstellungen folgen, die Mr. Frazer so ausgiebig in seinem Buch „Der Goldene Zweig“ ausgebreitet hat, die archetypische Trias von Blitz, Baum und unsterblicher Mistel, wurde Hotath wahrscheinlich am angemessensten durch einen Baum dargestellt.

Zusammen mit Hotath wird öfters eine Gottheit namens Helfara erwähnt, ohne weitere Angaben zu machen. Sie scheint selbstverständlich zu Hotath zu gehören, wobei jedoch unklar ist, in welcher Beziehung. Hier scheinen sogar die Wurzeln menschlicher Vorstellungen von einer ‚Hölle’ als Ort der Strafe zu liegen. Wenn Hotath und Helfara die Seelen ungerechter und eidbrüchiger Menschen zur Hölle verdammen, kann man vielleicht in Helfaras Namen sogar die proto-indogermanische Wurzel dieses Wortes erkennen. Helfara als „Höllenfahrer“, ein Herold oder Wagenlenker, der die Seelen ihrer ewigen Strafe entgegenbringt? Leider ist zuwenig von der Sprache der thurischen Kulturen überliefert, um einen Zusammenhang mit späteren Dialekten unterstützen zu können, obwohl dies sicherlich verführerisch wäre.

Eine weitere, wahrscheinlichere Erklärung wäre jedoch, dass Helfara die notwendige weibliche Ergänzung zum chthonisch-uranischen Kriegsgott Hotath darstellt, eine gleichermassen kriegerische wie irdische Erdgottheit. Ob sie durch die Yoni dargestellt wurde, ist fraglich – wenn sie mit Hotath ein Paar bildete, sicherlich, dann wird aber auch Hotath durch den Phallus dargestellt worden sein.

Die früheste Form der Religion basierte, wie Forlong Dux vorhergesagt hatte, auf der Verehrung einiger weniger Ur-Demiurgen, deren transzendente Natur sich in Abbilder des Natürlichen hüllte. Erst mit dem Ende des Thurischen Zeitalters sollte diese erste Religion der Menschheit Auflösungserscheinungen zeigen: das langsame Einschleichen anderer Gottheiten, die zwar menschlichen Ursprungs waren, aber viele der Charakteristika der vormenschlichen Opferkulte aufwiesen. Dies war aber nur eine weiteres Zeichen des Unterganges der Thurischen Zivilisation, die unter dem Ansturm der Barbaren von Atlantis zugrunde ging.

Zu dem Zeitpunkt, als das Thurische Zeitalter mit dem Untergang von Atlantis sein Ende fand, war die Ur-Lehre der Naacal-Meister bereits in Vergessenheit geraten, und eine Vielzahl von Religionen und Philosophien war durch Vervielfachung und Rekombination der Archetypen entstanden. In den beiden letzten bekannten Überbleibseln atlantischer Kolonien, der Insel Bal-Sagoth im Nordatlantik („Gods of Bal-Sagoth“ ) und der Stadt Negari in Westafrika („The Moon of Skulls“), konnten die Hohen Götter nur dem Namen nach überleben – die Religion von Atlantis war hier zum primitiven Opferkult einer dunklen Gottheit namens Gol-gor oder Gol-goroth degeneriert. Vielleicht war dies die Basis für die Vorstellung der theosophischen Geschichtsschreibung, dass Atlantis aufgrund des Ausübens „Schwarzer Magie“ untergehen musste.

Und hier beginnt die Geschichte.

Auf dem Schreibtisch

Faktoid

  • Der letzte Teil der Artikelserie über König Kull von Atlantis: Die Religion von Atlantis (Teil 1, 2 und 3 finden sich hier) Der reine Fantasycharakter des behandelten Stoffes hat inzwischen durch erstaunliche Parallelen zur Theosophie den eiegntlichen Rahmen des Themas gesprengt. Ich hoffe, das Thema innerhalb der nächsten TTage im Vierten teil abgeschlossen zu haben. Amüsanterweise kann man aus diesem Artikel inzwischen eine verbindliche Zeitlinie als Hintergrund aller Werke von H.P. Lovecraft, R:E. Howard und C.A. Smith ableiten.
  • Materialien für eine faktoide Kolumne, die man mir in den letzten Tagen angeboten hat. Was tun, was tun? Es gibt sovieles, was man berichten könnte, aber ich hab auch nur zwei Finger...

Esoterisch

  • "Materialien zum AL" aka eine unglaubliche Menge von Daten und Erfahrungswerten, die in den letzten Wochen entstanden sind, als ich das Allgemeine Logenritual der H.L.B. nach den Gesichtspunkten der thelemisch-uranischen Ägide (wie wäre es damit als Neologismus?) bearbeitet habe. Verwunderlicherweise hat sich dabei sogar ein guter Teil Bodhicitta und Metta Sutta eingeschlichen. Fernöstliche Philosophie ist eigentlich nicht mein Fall, ist in diesem Falle aber ko-äquivalent mit einigen klassischen Grundsätzen esoterischer Arbeit. Oh well...
  • "Rites for the Masses" aka "Uncommon Book of Prayer": Eine Sammlung von Kurzanrufungen für jeden Zweck, in Korrespondenz mit der Londinium-Kategorisierung spiritueller Phänomene, basierend auf der Liturgie der Gnostischen Messe von Mstr. Therion.
  • "Ritus des Sumbels", nachdem ich die wichtigsten Punkte herauskristallisiert habe, geht es jetzt vor allem darum, ihn schnell und elegant in eine mehrheitsfähige Version für das MEH-Event umzuwandeln. Das heisst vor allem, je weniger Text, desto besser. Oder doch kleine Gebetsbüchlein für alle?

Pulp
  • "Gold der Niksa": Eine Geschichte des Götter-Essers, in der Cargo-Kulte und der Atlantis-Mythos behandelt werden. Die inzwischen aufgebauschte Materialsammlung umschliesst vor allem Clark Ashton Smith' Poseidonis-Zyklus, was sich auch in dem oben aufgeführten Artikel zu King Kull niedergeschlagen hat. Wahrscheinlich ist es auch gerade diese Menge an Konzepten, die es verhindert, dass das Ding fertig wird. Inzwischen tendiere ich zu einer vollkommenen Neuordnung, was natürlich immer ein zeichen dafür ist, dass man nicht mehr weiter weiss.
  • "Der Vierte Kreis": Drehbuch für ein Hörspiel aus dem 19. Jahrhundert. Materialsammlung umschliesst inzwischen Johai-fenster, Denatsate und natürlich das Wold Newton Universum.

Robert E Howards KULL :: Die Religion von Atlantis (3)


Fortsetzung von Teil 2
Wir wissen nicht, wie der erste Philosoph hiess, der metaphysische Spekulationen anstellte, und das Göttliche anstelle in den Scheusslichkeiten vormenschlicher Opferkulte in der Transzendenz fand. In keinem überlieferten Fall der Geschichte lässt sich Religion aufeine rationale Quelle zurückführen. Wir können uns also nicht vorstellen, was ihn zur Gründung der ersten Religion der Menschheit inspirierte, oder ob er zu dieser Vorstellung eigenständig gelangte oder sie zu Füssen eines noch grösseren Meisters, menschlicher oder nichtmenschlicher Natur erlernte. Die Sagen von elefantenköpfigen unsterblichen Wesen, die zu uns aus der Hyborischen Zeit gekommen sind, lassen vermuten, dass die ersten Lehrer der Menschheit nicht immer Menschen waren. („The Tower of the Elephant“)Wer benannte die ersten Götter der Menschheit? Wie hiess dieser unbekannte Meister, der seine Augen zum Himmel hob und statt den Monstren der Vorzeit begann, Ideen zu verehren und sie sinnlich begreifbar zu machen? War sein Name Naacal, und benannte man die erste Priesterkaste der Meister nach ihm? Oder war Naacal nur ein Titel? (In „Isle of Eons“ heisst ein Priester Nayah, während die Hauptstadt der Insel Valla Na-hor genannt wird – die Silbe *na war also weit verbreitet, wenn es sich nicht sogar um einen Präfix handelte, der gross, hoch oder mächtig bedeutete.)

Die Götter von Mu sind uns namentlich bekannt, auch wenn nichts auf die Funktion hindeutet, die sie innehatten. Einige wenige Namen, kryptisch, dahingeworfen auf das brüchige Pergament der Vergangenheit: Die Mondfrau. Die Sternenmädchen. Zuakal, der Verwalter der Seelen. Xultha, der erste Gott. Valka. Hotath.

Wir können hier einen kurzen Moment innehalten: Die in der Religionswissenschaft immer wieder bemühte Diskussion über die politische oder die spirituelle Dimension einer Religion, und in Abgrenzung davon, der Religiösität, ist in der ersten Religion der Menschheit obsolet. Die spirituelle Dimension ist hier die politische. Die Begründung der ersten Religion durch Menschen und für Menschen war das vielleicht notwendige Signal für den Befreiungskampf gegen die mächtigen Wesen, die den Menschen im Anbeginn versklavt hatten.

Religion stimmt menschliche Handlungen auf eine vorgestellte kosmische Ordnung ab. „Die ethischen und ästhetischen Präferenzen der Kultur werden dadurch objektiviert und erscheinen als Notwendigkeit, die von einer bestimmten Struktur der Welt erzeugt wird.“ Eine kosmische Ordnung, die den Menschen als Mass anlegt, bzw. in menschlicher Vorstellungskraft wurzelt, bedeutet auch notwendiger Massen den Kampf gegen die Wirklichkeit nichtmenschlicher Ordnung, die Befreiung des Menschen.

Dieser Kampf, der mit den Helden der Urzeit begann, ist bis zum heutigen Tage nicht ausgestanden. Aus den Chroniken von Kull wissen wir, dass er der erste war, der bewusst versuchte, den Kult der Grossen Schlange, hinter dem verborgen die Schlangenmenschen standen, konsequent zu verbieten. Doch auch ihm gelang es nicht vollständig – Überbleibsel konnten selbst den Kataklysmus überleben und traten noch im hyborischen Zeitalter auf, bis sie bis auf wenige Ausnahmen ausgemerzt werden konnten. Doch selbst in den Zeiten von Mu, als die universelle Religion, die von den Naacal-Meistern verbreitet wurde, entstanden sein muss, offenbarte sich frei nach Ludwig Feuerbach „das bewußtlose Selbstbewußtsein des Menschen“ als Sklave der Furcht. Nicht Transzendenz, sondern der Atavismus von Xultha, dem „ersten Gott“, dem Affenmenschen, herrschte für eine Zeit. „Der Mensch vergegenständlicht in der Religion sein eigenes geheimes Wesen“, heisst es, und vielleicht muss man diese Art archaischer Kulte als Immunreaktion gegen den Aufruf zur Befreiung und Selbstverantwortung des Menschen ansehen. Eine Immunreaktion, die auf persönlicher Ebene auch heute immer noch aufzufinden ist.

Es ist ein Versuch gemacht worden, die selbst im Hyborischen Zeitalter bei Überbleibseln älterer Zivilisationen verbreitete Praxis, das Göttliche in Form monströser Manifestationen in die Tempel zu ketten, auf den Kult von Xultha und das östliche Lemurien zurückzuführen. (Tatsächlich scheinen die Namen dieser Zivilisationen der lemurischen Sprache zu entstammen: Xapur, Xuthalla, Xuthal, Xuchotl) Wenn dem so ist, müssen wir von einer Parallelkolonisierung der Welt ausgehen, die dem Zivilisationsanspruch der Naacal-Meister zuwider lief. Eine andere Erklärung wäre, dass es sich bei diesen Überbleibseln alt-lemurischer Kultur um deviante Dissidenten handelte, die sich der Menschwerdung des Transzendenten durch Flucht entzogen, um ihre Vergottung des Bestialischen in der Abgeschiedenheit abgelegener Inseln und geheimer Städte vollziehen zu können.

Nach der Geschichtsschreibung der Theosophen ging Lemuria unter, weil hier die Menschen zum ersten Mal bewußt Bestialität (Sodomie) begingen – dies ist eine sicherlich entstellte Version der Zuwendung zum Kult des göttlichen Atavismus, des Ersten Gottes – des Grossen Affen Xultha. Mit Mu versanken auch die letzten Überbleibsel vormenschlicher Kulte, und die Gräber ausserirdischer Monstrositäten, die Äonen lang als Götter angebetet worden waren.

Die erste Religion der Menschheit, die transzendente Lehre der Naacal-Meister, hatte sich jedoch inzwischen schon auf der ganzen Welt verbreitet. eine Lehre, aus durch Vervielfachung und Rekombination die gesamte menschliche Kultur entstehen sollte.